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verständlich. Wieso ist nun diese Entfaltung mit der Urteilsbildung

nicht beendet? Wieso bedarf es noch weiterer logischer Tätigkeiten

dazu, des Schlusses? Das ist die D e n k a u f g a b e , w e l c h e

d e r S c h l u ß s t e l l t . Sie wurde merkwürdigerweise in der

bisherigen Logik noch nicht einmal gestellt. Daß es Schlüsse neben

Begriff und Urteil gebe, wurde einfach als Tatsache hingenommen.

Ehe wir diese Frage weiterverfolgen, nehmen wir aber von dem

formellen Tatbestande Kenntnis, um sicheren Boden unter den

Füßen zu haben.

/

B. Die f o r m e l l e n B e s t a n d t e i l e d e s S c h l u s s e s

Der Schluß (συλλογισμός, Syllogismus, ratiocinatio) wurde schon

von Aristoteles und seinen Nachfolgern in meisterhafter Weise zer-

gliedert. Ein uraltes, in der Schullogik seit je gebrauchtes Beispiel

lautet:

Alle Menschen sind sterblich (Obersatz).

Sokrates ist ein Mensch (Untersatz).

Also ist Sokrates sterblich (Schlußsatz, Konklusion).

Ober- und Untersatz zusammen heißen die Vordersätze oder

Prämissen; der Obersatz heißt auch propositio (propositio maior),

der Untersatz assumptio oder propositio minor.

Wichtig ist nun, daß in den zwei Prämissen nur drei, nicht vier,

Begriffe enthalten sind, und zwar:

einer, welcher beiden Prämissen g e m e i n s a m ist, schon von

Aristoteles entdeckt und von ihm M i t t e l b e g r i f f genannt

wurde (terminus medius, τό μέσον), in unserem Beispiele „Mensch“;

einer im Obersatze (neben dem Mittelbegriffe), welcher O b e r -

b e g r i f f oder terminus maior (auch kurz der maior) heißt, in

unserem Beispiele „sterblich“ (er ist der allgemeinste Begriff); er

bildet das Prädikat des Schlußsatzes;

einer im Untersatze (wieder neben dem Mittelbegriffe), der Un-

terbegriff, terminus minor (auch kurz der minor genannt), in un-

serem Beispiele „Sokrates“. Er bildet das Subjekt des Schlußsatzes.

Der Mittelbegriff kommt, wie ersichtlich, im Schlußsatze nicht

mehr vor. In unserem Beispiele ist im / Schlußsatze der terminus

minor Subjekt (Sokrates), der terminus maior Prädikat (sterblich),

der Mittelbegriff dagegen gehört, wie gesagt, nur den Vorder-

sätzen an.