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griffe. Denn die Beschränkung, die in der Partikularität oder Ver-
neinung eines der Vordersätze ausgesprochen ist, muß sich durch
Unterordnung (in das Beschränkte) auf den Schluß übertragen.
„Man hat dies logische Gesetz durch die mechanische Analogie er-
läutert, daß eine Kette in ihrer ganzen Spannung nicht mehr Kraft
habe, als ihr schwächstes Glied“
1
.
/
XII.
Die Schlußfiguren
A. In der f o r m a l e n L o g i k
Es ist eine schon auf Aristoteles zurückgehende Lehre, daß, je
nach der Stellung des Mittelbegriffes, die Grundformen von Schlüs-
sen, sogenannte Schlußfiguren (figurae syllogismi) zu unterscheiden
seien; und zwar ist der Mittelbegriff entweder in beiden Vordersät-
zen Subjekt (3. Figur) oder in beiden Vordersätzen Prädikat (2. Fi-
gur) oder im Obersatz Subjekt und im Untersatz Prädikat (1. Figur)
oder endlich im Obersatz Prädikat und im Untersatz Subjekt (4. Fi-
gur). Man pflegt den Mittelbegriff, gleichgültig ob er als Subjekt
oder als Prädikat steht, mit M zu bezeichnen, die übrigen Subjekt-
und Prädikatbegriffe, wie sonst im Urteile, mit S oder P. Diese vier
Stellungen des Mittelbegriffes ergeben sich anschaulich aus folgender
Übersicht:
1.
Figur
M P
S M
2. Figur
P M
S M
3.
Figur
M P
M S
4. Figur
P M
M S
S P
S P
S P
S P
Man ersieht hieraus, daß die vier Schlußfiguren einfach durch
mathematische Kombinatorik gewonnen wurden, indem M P und
P M mit S M und M S jeweils verbunden werden.
Schon von Aristoteles wurde die 1. Figur als die eigentliche und
echte bezeichnet, aber doch schon auch die 2. und 3. Figur auf ge-
stellt, während die 4. / erst von dem Arzte Galenus (
201 n. Chr.)
hinzugefügt wurde, daher auch die Galenische heißt. Man ersieht
aus dem Obigen, daß die 4. Figur auf einer Umkehrung der Urteils-
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Adolf Trendelenburg: Erläuterungen, 3. Aufl., Berlin 1876, S. 58.