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er an die Natur stellte, also die Denkaufgaben, um die es sich in der

jeweiligen Erforschung der Natur handelt, werden dem Forscher

„instinktiv“ aufgedrängt oder — wie Kepler sich ausdrückte — von

seinem Genius zugeflüstert.

Nun scheinbar steht unsere Erklärung der Induktion im Wider-

spruche mit der bekannten Hochschätzung der E r f a h r u n g

durch die Vertreter der Naturwissenschaften. Daß ein mühevoll und

unablässig eingesammelter Vorrat von Erfahrungen die V o r a u s -

s e t z u n g für neue Naturerkenntnis bilde, leugnen wir keines- /

wegs — aber aus noch so viel alter Erfahrung wird keine wirklich

neue Erkenntnis. Zu einer solchen bedarf es der Erleuchtung! Die

N a t u r e r k e n n t n i s w i r d n i c h t a u s d e r E r f a h -

r u n g „ e n t n o m m e n “ , vielmehr durch Eingliederung des Er-

fahrenen in ein neues Allgemeines, welches durch Eingebung auf-

leuchtet, gewonnen.

Einen grundsätzlich neuen Sachverhalt gegenüber den Geisteswis-

senschaften bietet übrigens die induktive Schlußweise bei den Natur-

wissenschaften nicht. Auch in den Geisteswissenschaften ist die Ein-

gebung an einen angesammelten Vorrat von Kenntnissen, also Er-

fahrungen gebunden. Überall aber ist die Erfahrung nur Vorbedin-

gung der Eingebung, keineswegs schon diese selbst.

Die von J o h n S t u a r t M i l l in seiner hauptsächlich der Induktion ge-

widmeten „Logik“ entwickelten vier Verfahren der experimentellen Induktion

— das Verfahren der Übereinstimmung, des Unterschiedes, der Rückstände, der

sich begleitenden (konkurrierenden) Umstände — können an seiner Verkennung

der Verallgemeinerung nichts ändern, da sie nur an die zu erfassenden Ganzheiten

näher heranführen (hauptsächlich durch Isolierung der jeweiligen Bedingtheiten);

keineswegs aber die Eingebung als die Grundlegung des Allgemeinen überflüssig

machen.

Hierzu noch ein letztes Beispiel. Der Induktionsschluß: Gold, Silber, Kupfer,

Eisen usw. sind Metalle; Gold, Silber usw. sind schwerer als Wasser; also sind

alle Metalle schwerer als Wasser — war genau genommen kein Schluß aus „un-

vollständiger Induktion“, welcher „so lange richtig war“, bis man das Kalium,

das leichter als Wasser ist, entdeckte und die Induktion dadurch vervollständigte.

Nein, es war nie ein e c h t e r S c h l u ß , w e l c h e r d u r c h E i n g l i e -

d e r u n g e i n e r G a n z h e i t , eines Teilinhaltes derselben, einer bestimmten

Organisation, einer Wirkungsweise oder eines Grundes (Ursache) dieser Ganzheit

geschlossen hätte; vielmehr war es eine reine Tatsachenfeststellung o h n e E i n -

b l i c k i n d e n Z u s a m m e n h a n g — keine Eingliederung! Für die Verall-

gemeinerung war daher keine Grundlage gegeben.

/

Erst wenn die Gliedhaftigkeit des beobachteten Falles im Geiste des Forschen-

den aufblitzt, ist die Verallgemeinerung gegeben. Auf solche Weise erklären sich

auch allein, was M i l l übersieht, die Erfolge großer Experimentatoren, z. B. des