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gesetzten Urteilen“ bloß als s i n n g e m ä ß e W i e d e r h o l u n -
g e n der im Obersatze hypothetisch, disjunktiv usw. behaupteten
Gliederungen bezeichnen, welche nur äußerlich das Gewand des
Schlusses tragen.
Die tiefere Erklärung eröffnet uns das Wesen des Vollurteils.
Dieses bezeichnet nicht einen einzigen Teilgegenstand des Gesamt-
gegenstandes, wie dies das einfache kategorische Urteil tut, sondern
b e r e i t s e i n e G l i e d e r u n g des Gesamtgegenstandes. Ist aber
die Gliederung schon im Urteile ausgesprochen, dann bedarf es kei-
nes Schlusses mehr, um diese Gliederung zu erkennen! Es bedarf
auch keiner Z u s a m m e n o r d n u n g d e r U r t e i l e z u r
F o l g e r u n g s r e i f e u n t e r e i n e n M i t t e l b e g r i f f , / um
den Schluß zu ziehen, weil im Vollurteil alles schon gesagt ist. Das
Vollurteil, besonders das divisive Urteil, enthält bereits die Einsicht
in die Gliederung, deckt das, was sonst der Schluß noch ans Licht
ziehen muß, ohnehin schon auf.
Das ist der Grund, warum sich die klassischen Schlüsse auf ein-
fache kategorische Urteile in der Regel stützen.
/
XVII.
Die Ergebnisse der ganzheitlichen Lehre vom Schlusse
A.
Z u s a m m e n f a s s u n g
Da sämtliche überlieferte Schlußfiguren nur Verzweigungen und
zum Teil Erkünstlungen aus der ersten Figur, und zwar aus dem
Modus Barbara darstellen, nannte schon Aristoteles die erste Figur
die vollkommene Figur (σχήμα τέλειον). Der Modus Barbara besteht
allein aus allgemein bejahenden Prämissen und einer bejahenden
Konklusion. Aristoteles zeigte auch, wie sich, hauptsächlich durch
Umkehrung der Vordersätze, die zweite und dritte Figur auf die
erste zurückführen lassen (Reduktionsverfahren). Erst durch Ein-
führung der Sphärenbetrachtung ging das Bewußtsein der Zurück-
führung auf die erste Figur allmählich verloren, und man behan-
delte die übrigen Schlußfiguren so, als ob man selbständige Grund-
formen vor sich hätte.
Wesentlich ist auch, sich vor Augen zu halten, daß die Abände-
rungen von Barbara in allen Figuren nicht allein durch die geänder-
ten Stellungen des Mittelbegriffes, sondern auch durch Verneinun-