Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7617 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7617 / 9133 Next Page
Page Background

[294/295]

207

problematische usw. Form des Schlusses bzw. der Vordersätze ist

l o g i s c h belanglos — nämlich für das Verhältnis der Über- und

Unterordnung, welche im Schlusse ausgesprochen wird.

Die Grundform, auf die sich alles zurückführt, bleibt der kate-

gorische Schluß. Denn er führt auf die einfachste Weise aus, was das

Wesen aller Schlüsse bildet, die Über- und Unterordnungsverhält-

nisse der beteiligten Begriffe klarzustellen, sei es in der Ausgliede-

rung, sei es in der Rückverbindung.

Z u s a t z ü b e r d i e L e h r e , d a ß a u c h a u s u n w a h r e n

V o r d e r s ä t z e n W a h r e s f o l g e n k ö n n e

Hier haben wir eine für das Verständnis der Geschichte der Wis-

senschaften wie auch des Gedankenlebens jedes einzelnen Menschen

wichtige Denkaufgabe vor uns. In der Geschichte wie in mensch-

lichen Schicksalen sagt man z. B., daß gewisse Irrtümer produktiv

gewesen seien, während andere in den Abgrund führten. Wie steht

es damit?

Schon Aristoteles führt in den ersten Analytiken die / Möglich-

keit aus

1

, daß aus unwahren Vordersätzen auch Wahres folgen

könne. Neuere Logiker fassen gelegentlich diese Lehre so, als ob aus

unwahren Vordersätzen in richtigen Schlüssen doch Wahres gefol-

gert werden könne! So Vorländer, auf den Überweg hinweist

2

, oder

Trendelenburg

3

, wenn er sagt: „Aus den falschen Prämissen einer

Hypothese werden Schlüsse gezogen, die mit dem Wirklichen über-

einstimmen, und diese Ableitung wahrer Sätze ... stützt eine Zeit-

lang die haltlose Voraussetzung.“ Das ist mindestens mißverständ-

lich ausgedrückt. Auch wenn Trendelenburg als Beispiel die Ptole-

mäische Welterklärung anführt, aus welcher „die Erscheinung der

Mondesfinsternis ebenso folgerichtig abgeleitet“ werde „wie aus der

kopernikanischen“, müssen wir dem entgegenhalten, daß dennoch

niemals aus Unwahrem Wahres folge.

Worum es sich in der von Aristoteles bemerkten Erscheinung

handelt, ist ausschließlich die Tatsache, daß aus den T e i l -

1

Aristoteles: Erste Analytiken, II, 2—5.

2

Friedrich Überweg: System der Logik, 2. Aufl., Bonn 1865, S. 363 f.

3

Adolf Trendelenburg: Logische Untersuchungen, 2 Bde (1840), Bd 2, 3. Aufl.,

Berlin 1870, S. 394 f.