Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7622 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7622 / 9133 Next Page
Page Background

212

[300/301]

können, wenn „der Umfang des Subjekts- und Prädikatsbegriffes

sich decken“. Wo gibt es aber Urteile, deren Glieder sich streng

decken? Das könnten nur Tautologien sein, und die kann man nicht

für Urteile im logischen Sinne gelten lassen. Das beliebte Beispiel der

Lehrbücher „Alle gleichseitigen Dreiecke sind gleichwinkelig“ pflegt

man umzukehren in „Alle gleichwinkeligen Dreiecke sind gleich-

seitig“ — was aber in Wahrheit keine Umkehrung ist! Die genaue

Um- / kehrung lautet: „ A l l e s G l e i c h w i n k e l i g e ist ein

Dreieck" — ein Urteil, das falsch ist, denn es gibt viele gleichwin-

kelige Figuren! Auch das häufige Beispiel „Alle Dreiecke sind Fi-

guren mit einer Winkelsumme von 2 R“ verträgt die (diesmal rich-

tige) Umkehrung in „Alle Figuren mit einer Winkelsumme von

2 R sind Dreiecke“ nicht. Denn dieser Satz ist falsch! Man kann viele

offene Figuren mit der Winkelsumme von 2 R sehr wohl denken,

sie sind aber keine Dreiecke.

Der Grund für diese Ungenauigkeit liegt in der Unklarheit der

Anschreibung „S ist P“ statt P

ü

oder P

ü

. Behält man im Auge, daß

P als Teilgegenstand des S diesem untergeordnet sein müsse, als hö-

here Stufe aber, im Urteile von unten hinauf, übergeordnet —

dann ist ein solcher Irrtum unmöglich.

Schon rein formell genommen, ist weder im Ausgliederungs-

urteile — S ist P

u

— noch im Eingliederungsurteile — S ist P

ü

eine reine Umkehrung möglich! Denn durch Umkehrung wird da-

bei notwendig aus „S ist P

u

“ ein „S ist P

ü

“ — (oder umgekehrt aus

P

ü

P

u

) — und das ist schon nicht mehr dasselbe! Anders gesagt, aus

einem Ausgliederungsurteile wird durch Umkehrung ein Einglie-

derungsurteil und aus dem Eingliederungsurteil ein Ausgliederungs-

urteil. Die U m k e h r u n g b e d e u t e t i n s t u f e n b a u l i -

c h e n U r t e i l e n e i n e V e r t a u s c h u n g d e s S t u f e n -

w e r t e s v o n S u b j e k t u n d P r ä d i k a t , i n t e i l i n h a l t -

l i c h e n e i n e V e r ä n d e r u n g d e s A 1 1 g e m e i n -

h e i t s w e r t e s v o n S u b j e k t u n d P r ä d i k a t ; i n

s t u f e n - b a u 1 i c h - t e i 1 i n h a l t l i c h e n

U r t e i l e n e b e n f a l l s e i n e V e r ä n d e r u n g d e s A 1 1 -

g e m e i n h e i t s w e r t e s v o n S u b j e k t u n d

P r ä d i k a t !

Ergebnis: Es gibt in logischen Urteilen grundsätzlich keine reine

Umkehrung.

/