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von hundert Jahren; einige Menschen erreichen nicht ein Alter von
hundert Jahren“ — aus der U n g ü l t i g k e i t des ersten Urteils
folgt die Gültigkeit des zweiten. Die Folgerung durch subkonträre
Opposition ist also nur gültig aus der Falschheit des Urteils „Einige S
sind P“.)
Bei der sogenannten Folgerung durch m o d a l e K o n s e -
q u e n z wird aus der Notwendigkeit des Prädikates auf die Tat-
sächlichkeit, von der Tatsächlichkeit auf die Möglichkeit geschlossen.
Zum Beispiel: „Die Winkelsumme der Dreiecke muß notwendig
180 Grad betragen — also beträgt sie tatsächlich immer 180 Grad"
(von Apodiktisch wird auf Assertorisch geschlossen); aus: „Die
Winkelsumme usw. beträgt 180 Grad“ folgt auch: „sie kann
180 Grad betragen, es besteht die Möglichkeit dazu“ (aus dem asser-
torischen Urteile folgt das problematische). Diese Beispiele zeigen
zugleich den be- / grenzten Wert der modalen Folgerung, wie ja
überhaupt die Modalität des Urteils („kann, ist, muß“) logisch von
zweifelhaftem Werte ist
1
.
Durch sogenannte U m w a n d l u n g d e r R e l a t i o n kann
aus einem kategorischen Urteile ein hypothetisches gefolgert wer-
den, z. B.: Jeder Feigling ist verächtlich (kategorisch); wenn einer
ein Feigling ist, ist er verächtlich (hypothetisch). Ebenso können aus
disjunktiven Urteilen mehrere hypothetische abgeleitet werden:
Die Menschen sind entweder feige oder mutig; daher: wenn ein
Mensch nicht mutig ist, ist er feige. Endlich lassen sich zusammen-
gehörige hypothetische Urteile in ein einziges disjunktives zusam-
menziehen. — Auch in diesem Falle kann man nicht eigentlich von
einer Schlußfolgerung sprechen. Es handelt sich offensichtlich nur
um sprachliche Umformungen.
Z u s a t z ü b e r d i e s o g e n a n n t e U m k e h r u n g d e r
U r t e i l e
Die Möglichkeit einer sogenannten Umkehrung (conversio
simplex sive pura) der einfachen kategorischen Urteile müssen wir
im Gegensatze zur formalen Logik leugnen. Das Urteil „S ist P“
soll nach überlieferter Lehre dann in „P ist S“ verkehrt werden
1
Vgl. oben S. 126 ff.
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