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einem falschen Vordersatze ergibt sich natürlich in der Regel ein
falscher Schlußsatz;
2.
der fehlerhafte Zirkel, circulus vitiosus, auch petitio principii
(wörtlich: Forderung des Beweisgrundes, da dieser in Wahrheit
fehlt) genannt; er besteht darin, daß das zu Beweisende schon vor-
ausgesetzt wird, indem es in einer der Prämissen schon enthalten
ist, also als Beweisgrund verwendet wird;
3.
verwandt damit ist das sogenannte H y s t e r o n - P r o t e -
r o n (das heißt das „Spätere früher“), bei welchem das erst aus /
dem zu Beweisenden Folgende schon in den Prämissen vorkommt
oder vorausgesetzt wird. Hier liegt der logische Fehler der V o r -
W e g n a h m e vor.
4.
Die Vierzahl der Begriffe, quaternio terminorum. Im richtigen
Schlusse sind in den Vordersätzen drei Begriffe enthalten, darunter
der Mittelbegriff, der beiden Vordersätzen gemeinsam ist. Wird nun
der Mittelbegriff im Obersatze in einer anderen Bedeutung genom-
men als im Untersatze, so entstehen vier statt drei Begriffe (Fehler
im Mittelbegriffe, fallacia medii termini). Das geschieht durch die
M e h r d e u t i g k e i t eines und desselben Wortes, welches in bei-
den Vordersätzen für den Mittelbegriff gebraucht wird (Äquivoka-
tion, Homonymie, Gleichnamigkeit, nämlich verschiedener Bedeu-
tungen), z. B.:
Alle Füchse sind vierfüßig.
Cajus ist ein Fuchs.
Also ist Cajus vierfüßig.
Cajus ist aber ein Student.
Auf einem falschen Vordersatze
(
πρώτον ψευδός
)
beruht dagegen
Tertullians Schluß:
Man kann nicht dauernd mit den Füßen nach oben,
mit dem Kopfe nach unten leben.
Die Antipoden müßten dies.
Also gibt es keine Antipoden.
Hier ist der Untersatz, daß die Antipoden auf dem Kopfe stehen
müßten, falsch, daher auch die Schlußfolgerung falsch.
Überblickt man alle diese Schlußfehler, so fragt es sich, worauf
sie zuletzt zurückzuführen seien? Wir antworten:
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