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d a c h t h e i t glaubt, die logische Denktätigkeit (den Geist) und

überhaupt jeden Gegenstand, schließlich die Welt, auffassen zu kön-

nen — auch eine solche Darlegung des Gegenteils als unmöglich und

wesenswidrig ist ein Beweis der Ganzheit des Denkens und des

gliedhaften Charakters der l o g i s c h e n G r u n d s ä t z e im be-

sonderen.

Unser Ergebnis ist demnach: Alle sogenannten letzten Sätze,

Kernsätze oder Axiome, wie z. B. die mathematischen, ja sogar die

logischen Grundsätze selbst, sind einer Erläuterung aneinander, so-

mit eines Beweises aus ihren gegenseitigen Zusammenhängen fähig.

Es ist dieser Beweis kein „falscher Zirkel“, indem eines aus dem

anderen bewiesen würde, etwa gleichwie die Armut aus der pau-

vrete; vielmehr wird: / (1) aus der Ganzheit als der Einheit der

Glieder bewiesen, (2) von der anderen Seite her gesehen: aus der

Gliedhaftigkeit, Gegenseitigkeit, dem Aneinanderwerden der Teile,

Elemente, Grundweisen, Grundsätze.

Es ist falsch, die gesamte Logik nach dem Vorbilde der Mathe-

matik zu formen, ebenso wie es falsch ist, sie nach dem Vorbilde der

Naturwissenschaft auszurichten. Bacon und Mill sahen in der für

die Naturwissenschaft besonders hervortretenden Notwendigkeit,

Erfahrungen zu sammeln, sie sahen in der Induktion das Um und

Auf der Wissenschaft überhaupt und verkündeten daher die Allein-

herrschaft der „ i n d u k t i v e n M e t h o d e “ — als ob diese

nicht auch nur e i n e Art des Denkens wäre, eine neben anderen,

die somit alle in der übergeordneten Einheit des Denkens aufgeho-

ben werden müssen! Wollten Bacon und Mill alles Denken, das

heißt die Methoden der Forschung, gleichsam in das A b e n t e u e r

d e r E r f a h r u n g auflösen und die Deduktion für nichts achten

(es sei denn für die Darstellung und Klärung), so will die mathe-

matische Logik dem Vorbilde der Mathematik, im besonderen der

nicht-euklidischen Geometrie, die man ein Gedankenexperiment

nennen könnte, folgen und alles in Definition, Axiom, Deduktion

auflösen!

Die Wahrheit aber liegt auf einer anderen Ebene: Die Sinnes-

erfahrung ist nur Stoff und Anregung des Denkens, aus ihr kann

niemals ein Denken, eine Wissenschaft werden (wie die Tiere bewei-

sen, welche zwar Sinnesempfindungen haben, aber nicht denken

können); sachliche Axiome, Definitionen, aus denen deduziert wird,