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muß das logische Denken begriffen werden. Erst wenn dies geleistet
ist, dann ist die Logik fest gegründet.
Aber die allerletzte Begründung erhält die Logik erst durch die
Einheit von Denken und Sein. Der Anspruch auf unbedingte und
allgemeine Gültigkeit / von Sätzen kann zuletzt nicht von der for-
malen Richtigkeit des Denkens, dem Ganzheitszusammenhange des
Denkens, allein erbracht werden: Es muß ein ontologisches Element
in die Logik eintreten! Wir haben es in der Eingebung gefunden.
Durch sie findet die Logik ihre letzte Begründung. Und vor allem:
Sie ist die letzte Quelle des Wahrheitsbewußtseins, des Einleuchtens
von Sätzen nicht nur nach der Seite des Ganzheitszusammenhanges
im Bereiche aller vom Denken eroberten Einsichten, sondern dar-
über hinaus des Seinsgehaltes der Sätze. Das Rückverbundenheits-
bewußtsein (Glaube) begründet ontologisch das Innewerden des
Übersinnlichen; das Eingebungsbewußtsein begründet das Innewer-
den des Wesens der Geistesdinge (νοητόν) ; das Sinnlichkeitsbewußt-
sein der Sinnesdinge.
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen.
Triffst du nur das Zauberwort.
So lehrte Eichendorff, und das gilt für das Wissen ebenso wie für
die Kunst.
Damit ist auch das Verhältnis des Begriffes, allgemeiner des Den-
kens, zum Gegenstande geklärt.
Die alte Pilatusfrage: „Was ist Wahrheit?“ beantwortet sich nun
eindeutig. Die seit Aristoteles übliche Erklärung, Wahrheit sei die
Übereinstimmung des Begriffes mit dem Gegenstand, kann freilich
nicht verneint werden. Woher aber diese Übereinstimmung? Das ist
die Frage! Die allgemeine Meinung, sie käme von den Sinnesemp-
findungen her, ist ein Irrtum. Das kann schon darum nicht richtig
sein, weil die Sinnesempfindung ja selbst erst durch die Geistestätig-
keit, das Denken, aufgefaßt, in D e n k e l e m e n t e v e r w a n -
d e l t / w i r d (weshalb das Tier zwar dieselben Sinnesempfindun-
gen wie der Mensch haben, aber keine Erfahrungen machen, das
heißt, sie nicht zu Denkelementen machen kann).
Die Wahrheit ist die Übereinstimmung des Begriffes mit der Ein-
gebung! Und diese Übereinstimmung herzustellen, ist die eigent-