Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7686 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7686 / 9133 Next Page
Page Background

276

[389/390]

eine Grundlage zu bieten!) — da dies eine unbezweifelbare Wahr-

heit ist, der Natur daher im übertragenen Sinne Leben und ein Ab-

glanz von Vernunft, Geist unbedingt zukommt, so folgt: daß

die n a t u r w i s s e n s c h a f t l i c h e n G e s e t z e s b e g r i f f e

n u r a l s G r e n z f a l l g a n z h e i t l i c h e r B e g r i f f e a u f -

z u f a s s e n s e i e n !

Auch die mathematische, das ist rein größenmäßige, mengenhafte

Gesetzmäßigkeit der Natur, welche die Physik darstellt, spiegelt

noch Geist, noch Vernunft, noch Folgerichtigkeit, noch Logik in ihr

wider! Der Mangel an erkennbarem Ganzheitsgehalt ist keine ab-

solute Vernunftlosigkeit, vielmehr nichts als Ganzheit ferner Ord-

nung! Die quantitativen Naturgesetze u n t e r s t e l l e n bloß

eine völlige Leere an Sinngehalt, Geist, Leben, Ganzheit in der Na-

tur. In Wahrheit wäre bei einem absoluten Mangel daran über-

haupt / keine Gesetzmäßigkeit, auch keine bloß mathematische

möglich, die Natur wäre dann ein Chaos!

Diese Erkenntnis stellt eine, wenn auch nur mittelbare, logische

Einheit der Verfahren der Geisteswissenschaften und der mathema-

tischen Naturwissenschaften her: Der naturwissenschaftliche Geset-

zesbegriff ist ein G r e n z f a l l des geisteswissenschaftlichen, ganz-

heitlichen!

Damit ist unendlich viel gewonnen. Es findet eine Umkehrung

des von den Positivisten behaupteten Verhältnisses statt: Nicht die

Geisteswissenschaften haben die rein mengenhafte naturwissenschaft-

liche Begriffsbildung nachzuahmen und überall mathematische Exakt-

heit zu erstreben, sondern die naturwissenschaftliche, mathematisch-

mechanistische Begriffsbildung ist als Grenzfall der weit vollkom-

meneren, von der Quelle der Dinge, ihrem Wesens- und Ganzheits-

gehalte her geschöpften Begriffsbildung der Geisteswissenschaften

zu verstehen!

Als die geisteswissenschaftliche Form der Gesetzesbegriffe wiesen

wir schon in anderem Zusammenhange die Vorrangsätze nach.

Die nähere Betrachtung zeigt, daß das allem ganzheitlichen Wesen

widersprechende „ceteris paribus“ selbst in der Physik nicht streng

durchführbar sei und mehr der mathematischen Form als der Wirk-

lichkeit angehört. So kann z. B. die Temperatur in Verhältnis zu

Druck und Volumen nicht für sich geändert werden, insofern er-

höhte Temperatur das Volumen ausdehnt, also Druck, Volumen