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des Konkret-Allgemeinen der Stufe und des Abstrakt-Allgemeinen

des Teilinhaltes (der allen Stufen angehört) zurückzuführen. Grund-

tatsache aber ist, daß k e i n e W i s s e n s c h a f t o h n e b e i d e

B e g r i f f e , d i e a b s t r a k t - a l l g e m e i n e n d e r T e i l -

i n h a l t e u n d d i e k o n k r e t - a l l g e m e i n e n d e r S t u f e

m ö g l i c h w ä r e ! Wir zeigten schon, daß alle Art von Syste-

matik, z. B. in der Mineralogie, auf Stufenbegriffen beruhe. Schließ-

lich hat auch die Physik eine Systematik, allerdings sind ihre mathe-

matischen Gesetzesbegriffe reine Teilinhaltsbegriffe. Andererseits

kann auch die Geschichtswissenschaft die abstrakten Teilinhalts-

begriffe nicht entbehren, auch sie muß von Religion, Kunst, Wissen-

schaft, Wirtschaft in den Zeiten, die sie behandelt, sprechen.

Unser Ergebnis ist, jede Wissenschaft habe beide Arten von All-

gemeinbegriffen, die Teilinhaltsbegriffe und die Stufenbegriffe, in

ihrem Besitze, die Geschichtswissenschaft aber vornehmlich die letz-

teren, Chemie und Physik vornehmlich die ersteren. Ein durchaus

grundsätzlicher Unterschied, der beide Gruppen trennte und die

Geschichtsschreibung gar ihres wissenschaftlichen Charakters be-

raubte, besteht nicht!

Einen grundsätzlichen Unterschied der Geschichte von den an-

deren Wissenschaften begründet der Umstand, daß die Geschichte

die Ganzheiten in der U m g l i e d e r u n g , die Theorie jeder Art,

sei es nun die geistes- oder naturwissenschaftliche, sie dagegen in

der A u s g l i e d e r u n g zum Gegenstande hat. Die Umgliederung

oder Entfaltung einer Ganzheit — Entfaltung einer in den Elemen-

ten schon g e g r ü n d e t e n , also nicht aus Nie- / derem zu Hö-

herem sich e n t w i c k e l n d e n ! — erfordert aber dieselbe

grundsätzliche Art von Begriffsbildung wie die Ausgliederung an

sich. Denn es ist ja stets eine ausgegliederte Ganzheit, ein Glieder-

bau, was der Theoretiker wie der Historiker vor sich hat.

Wie steht es nun mit der „Wertbeziehung“, welche nach Windel-

band und Rickert die geschichtswissenschaftliche Begriffsbildung be-

stimmen soll? Wir leugnen, daß dies der Fall sei. Denn die Ge-

schichtswissenschaft hat stets Glieder von Ganzheiten, z. B. Perikies,

und höhere Ganzheiten selbst, z. B. den athenischen Staat, zum Ge-

genstände. Diese Ganzheiten, als Stufen genommen, sind in ihrer

Um- und Ausgliederung zu bestimmen. In dieser Bestimmung liegt

der Allgemeinbegriff, den die Geschichtswissenschaft bildet (als Be-