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54

„Nû wizzent, in allen guoten liuten ist got alzemâle und ez ist ein etwaz in

der sêle, da got inne lebet und ist ein etwaz in der sêle, da diu sêle lebet in

gote, unde swenne sich diu sêle her ûz kêret ûf ûzerlîchiu dinc, so stirbet si

unde got der stirbet ouch der sele. . . . N û wizzent, ez ist ein kraft in der sêle,

diu ist wîter denne der wîte himel . . . Allez, daz diu verstentnisse begrîfen mac,

und allez, daz diu begerunge begern mac, daz ist got niht. Dâ diu verstentnisse

unde diu begerunge endet, da ist ez vinster, dâ liuhtet got.“

1

„ . .. daz fünkelîn der sêle, daz dâ ist geschaffen von gote und ist ein lieht,

oben în gedrücket, und ist ein bilde götlîcher nâtûre, daz dâ ist kriegende

allewege wider allem dem, daz niht götlich ist, . .. , und ist alle wege geneiget

ze guote; nochdenne in der helle dâ ist ez geneiget ze guote.“

2

Das Fünklein ist auch allein wahrhaft f r e i :

„Ich hân etwenne gesprochen, ez sî ein kraft in dem geiste, diu sî alleine

frî.“

3

Das Fünklein hat viele Namen, z. B. Kleidhaus Gottes, Seelen-

burg, Grund der Seele; es ist aber über allen Namen:

„Underwîlen hân ich gesprochen, ez sî ein hütte des geistes; underwîlen hân

ich gesprochen, ez si ein lieht des geistes; underwîlen..., ez sî ein fünkelin.

Ich spriche aber nû: ez enist weder diz noch daz. Nochdenne ist ez ein waz:

daz ist hoeher boben diz unt daz denne der himel ob der erden. Dar umbe

nenne ich ez nû in einer edelerr wîse denne ich ez ie genante,... Ez ist von

allen namen frî unde von allen formen blôz, ledig unde frî zemâle, als got

ledig unde frî ist in ime selber. Ez ist so gar ein und einvaltig, als got ein und

einvaltig ist, .. . Mühtent ir gemerken mit mînem herzen, ir verstüendent wol,

waz ich spriche, wan ez ist wâr unde diu wârheit sprichet ez :selbe.“

4

1

Pf. 256, 23: Wisset nun: In allen guten Menschen ist Gott ganz, und es gibt

ein Etwas in der Seele, worin Gott lebt, und es gibt ein Etwas in der Seele, wo

die Seele in Gott lebt. Wenn (aber) die Seele sich herauskehrt auf äußere Dinge,

so stirbt sie, und Gott stirbt auch für die Seele... Wisset nun, es ist eine Kraft

in der Seele, die ist weiter als der weite Himmel... Pf. 257, 4: Alles aber, was

das Erkennen zu begreifen und alles, was das Begehren zu begehren vermag, das

ist nicht Gott. Wo der Verstand und das Begehren enden, da ist es finster, da

(aber) l e u c h t e t Gott.

2

Pf. 113, 33: ... das Fünklein der Seele, das da von Gott geschaffen und ein

Licht ist, (ist) von oben her eingedrückt, und es ist ein Gebilde güttlicher Natur,

das überall all dem widerstreitet, das nicht göttlich ist. .. und ist stets geneigt

zum Guten; selbst noch in der Hülle ist es geneigt zum Guten.

3

Pf. 46, 3: Ich habe bisweilen gesagt, es sei eine Kraft im Geiste, die sei alleine

frei.

4

Pf. 46, 2 und 46, 20: Bisweilen habe ich gesagt, es sei eine Hut des Geistes;

bisweilen habe ich gesagt, es sei ein Licht des Geistes; bisweilen..., es sei ein

Fünklein. Nun aber sage ich: Es ist weder dies noch das. Dennoch ist es ein

Etwas, das ist erhabener über dies und das als der Himmel über der Erde. Darum

benenne ich es nun auf eine edlere Weise, als ich es je benannte... Es ist von

allen Namen frei und aller Formen bloß, ganz ledig und frei, wie Gott ledig

und frei ist in sich selbst. Es ist so vüllig eins und einfaltig, wie Gott eins und

einfaltig ist... Könntet ihr mit meinem Herzen erkennen, so verstündet ihr

wohl, was ich sage; denn es ist wahr, und die Wahrheit sagt es selbst.