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nischen Zeit nicht fehlten

1

, daher überliefert sein könnten; sodann

weil eine Reihe von Kreuzzügen, welche damals schon stattgefunden

hatten, viele Berührungen, insbesondere der Ritterorden, mit dem

Oriente bewirkte. Andererseits läßt sich hier schwer etwas belegen,

was aber mit der großen Zurückhaltung, welche in diesen Dingen

stets geübt wurde, vollgültig zu erklären wäre.

Die meisten Stellen, die auf Übungen hindeuten, sind demgemäß

recht unbestimmt, nur im Verneinenden ist Eckehart deutlich und

entschieden. Äußerliche Übungen, wie Fasten und Kasteien, wider-

rät er. Hier eine Stelle von vielen:

„Daz gebürt dir mê, dich unbekümbert ze lâzen, denne ob du zemâle vastest

aller spîse. Und also ist dir etwenne swêrer ein wort ze verswîgenne, dan ob

man ze mâle swîge von aller rede. ... D endarft in d e r wîse niht sîn bewor-

ren mit spîse noch mit kleidern, ob sie dich ze guot dunken, sunder wene... dîn

gemüete, daz ez verre dar über erhaben sî,. .. Wan daz wêre ein krankiu in-

wendikeit, die daz ûzerlîche kleit solte berihten; daz inner sol daz ûzer be-

rihten,. . .“

2

.

Eine Stelle, die man mit großer Wahrscheinlichkeit auf bestimmte

Übungen deuten darf, scheint mir die folgende zu sein:

„Danne wêre man h e i l von aller gebrechlicheit, sô man wêre ûf erhaben ... ;

denne wêre man ûf erhaben, so man blôz und abegescheiden were.“

3

Kehren wir die Reihenfolge der Gedanken um, so ergibt sich:

Wäre man abgeschieden, so wäre man innerlich über die Welt er-

hoben; wäre man innerlich erhoben, so wäre man h e i l v o n

a l l e r G e b r e c h l i c h k e i t . Nun ist es allgemein bekannt, daß

den indischen Jogaübungen nachgesagt wird, sie machten den Leib

gesund. Auf dasselbe, die gesundmachende Wirkung gewisser, also

jogaartiger, Übungen muß hier Eckehart hindeuten, soll die Stelle

1

Vgl. mein Buch: Religionsphilosophie, Wien 1947 [2. Aufl., Graz 1970],

2

Pf. 562, 38: Es steht dir oft mehr an, unbekümmert davon (wozu du am

meisten Han hast) zu lassen, als dich ganz der Speise zu enthalten. So ist’s dir

auch manchmal schwerer, ein (einziges) Wort zu verschweigen, als dich überhaupt

der Rede zu enthalten ...

Du brauchst dich nicht über Speise und Kleider in der Weise zu beun-

ruhigen, daß sie dich zu gut dünken; gewöhne vielmehr dein Gemüt daran, weit

darüber erhaben zu sein, . .. Denn das wäre eine gar schwache Innerlichkeit, die

durch das äußere Kleid ins Rechte gesetzt werden müßte; das innere soll (viel-

mehr) das äußere recht bestimmen,...

3

Pf. 79, 3: Denn wäre man h e i l von aller Gebrechlichkeit, so wäre man auf-

erhoben (über die Welt) .. . ; denn wäre man auferhoben, so wäre man entblößt

und abgeschieden.