Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7848 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7848 / 9133 Next Page
Page Background

94

nichts ist. Die Welt ist also in Gott. Andererseits ist ein W i d e r -

s p r u c h z w i s c h e n d e m r e i n i n n e r g ö t t l i c h

e

n

S e i n und der Welt. Es scheint mir ein unaufgelöster Rest, den

Eckehart, soweit ich sehen konnte, nicht aufhellte. (Erst der ganz-

heitliche Begriff der Befaßtheit oder R ü c k V e r b u n d e n h e i t

vermag meines Erachtens den Unterschied völlig verständlich zu

machen und zu begründen, denn hier ist Ausgliederung und Rück-

verbundenheit oder Befaßtbleiben, Innebleiben wesensgemäß eine

Einheit

1

!

Aus dem Begriffe des Innebleibens ist auch Eckeharts Lehre, daß

Gottes Wirken ein U n m i t t e l b a r e s sei, erst voll verständlich.

In einer lateinischen Predigt sagt er von Gott:

„Er wirkt ja nicht auf etwas außerhalb seiner selbst, da außerhalb seiner

nichts ist.“

2

Und vorher heißt es:

„Wie sollte er auch auf etwas Entferntes wirken, da es kein Entferntes gibt?“

3

Ebenso ist aus dem Begriffe des Innebleibens folgender, bei Ecke-

hart öfters wiederkehrender Gedanke verständlich:

„Ehe alle Kreaturen geschaffen wurden, da waren alle Kreaturen in Gotte

Gott.“

4

Denn, wie es bei Pfeiffer heißt:

„. . . allez daz in got ist daz ist got.“

5

Über die Frage, wie die innergöttliche Schöpfung und die außer-

göttliche Welt miteinander verbunden seien, äußert sich Meister

Eckehart nur selten. Die deutlichste Äußerung, die ich fand und

die ich zugleich zur Stütze eines schon früher angeführten Gedan-

kens hier nochmals anführe, ist die folgende:

„Ich spriche, got. . . bekennet niht denne sich alleine. Got k u n d e s i c h

n i e m e r b e k e n n e n , e r e n b e k a n d e d a n a l l e c r ê a t û r e . Got

gebirt sich alzemâle in sîxnem sune, er sprichet alliu dinc in im.“

6

1

Vgl. mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939 [3. Aufl., Graz 1969],

2

B 60.

3

B 60.

4

Philipp Strauch: Paradisus anime intelligentis, in: Deutsche Texte des Mittel-

alters, Bd XXX, Berlin 1919, Predigt 7, S. 384,20.

5

Pf. 253, 1: Alles, was in Gott ist, ist Gott.

6

Pf. 254, 15: Ich sage: G o t t . . . erkennt nur sich alleine. Gott könnte sich

niemals erkennen, erkennte er nicht alle (seine) Geschöpfe. Gott gebiert sich

vollkommen in seinem Sohn; er spricht alle Dinge in seinem Sohn.