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Er behandelt diese Lehre demnach als Geheimlehre. Und die
ganze Predigt schließt er mit den Worten:
„Wer dise rede niht verstêt, der bekümber sîn herze niht da mite. Wan als
lange der mensche niht gelîch ist dirre wârheit, also lange wirt er dise rede niht
verstên, wan ez ist ein unbedâhtiu wârheit, diu dâ komen ist uz dem herzen
gotes âne mitel.“
1
Auch im XVIII. Traktate bei Pfeiffer, der „Glosse über das Evan-
gelium S. Johannis“, den man mit Unrecht für unecht hielt (das
mag von S. 590 an z. B. zutreffen), sagt Eckehart:
„ ... der mich nû fragte, ob got ie kein werc getuon möhte âne mich, sît
doch alliu dinc von ime gemachet sint und âne in niht gemachet ist, ich sprêche:
nein! wan got hat alliu dinc gemachet durch mich, dô ich stuont in dem un-
ergründeten grunde gotes.“
2
Die Erläuterung dieser Mitwirkung der Seele am Schaffen Gottes
fehlt hier wie meistens. Denn Eckehart betrachtete sie fast als Ge-
heimlehre. Auch bei Platon
3
will die Seele in ihrem Vorsein ihr irdi-
sches Los, sie wählt es sich selbst.
IV. Die Erschaffung der Welt durch die Seele
A. V o r b e m e r k u n g ü b e r d i e E n g e l l e h r e
Eckeharts Lehre, daß Gott nur sich selbst schaffe und das sei die
Seele, steht in einem offensichtlichen Widerspruche zu einer ande-
ren, öfters von Eckehart vertretenen, wonach das All nach den En-
geln — die man etwa als verpersönlichte höchste Ideen vorzustellen
hat — gebildet sei. Wir lesen dies in lateinischen Predigten ebenso
wie in deutschen:
„Das All wird nach ihnen (den Engeln) gebildet, nichts in ihnen nach dem
All.“
4
1
Pf. 284, 28: Wer diese Rede nicht versteht, der habe keinen Kummer. Denn
solange der Mensch dieser Wahrheit (noch) nicht gleicht, solange wird er diese
Rede nicht verstehen; denn es ist eine offenbare Wahrheit, die unmittelbar aus
dem Herzen Gottes gekommen ist.
2
Pf. 580, 39: Wenn man mich nun fragte, ob Gott je ein Werk tun möchte
ohne mich — dieweil doch alle Dinge von ihm gemacht werden und ohne ihn
nichts gemacht wird —, ich spräche: Nein! Denn Gott hat alle Dinge gemacht
mit meiner Hilfe, als ich (noch) in dem unergründeten Grunde Gottes stand.
3
Platon: Staat, 75 c ff.
4
B 102: „ ...
Universum
ab
ipsis exemplatur,
nihil
in ipsis
ab
universo“.