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keiten in den lateinischen Schriften erhärtet, z. B. heißt es im

J ohanneskommentar:

„Alle Dinge des Weltalls waren ,vor der Weltschöpfung“ nicht etwa Nichts,

sondern hatten ein gewisses Sein dem Vermögen nach; (es ist) das ganze Weltall,

Himmel und Erde, in dem Sohn des ersten Wirkenden hervorgebracht worden“

(der Mensch aber wird in der Gottesgeburt alles aus Gnade, was der Sohn von

Natur); endlich: . . daß der Verstand, der von allem getrennt ist, das Seiende

in seiner Ganzheit (totum ens) zum Gegenstand hat.“

1

Das Seiende als Ganzes ist

aber die Welt, die, im Menschen erkannt, der Mensch ist.

In aller Mystik ließen sich Belege für den Gedanken finden, daß

der Mensch der Inbegriff aller Dinge sei. Wir begnügen uns mit

einem Hinweis auf die chinesische Mystik und verweisen im übrigen

auf unsere „Religionsphilosophie:

„ A l l e z e h n t a u s e n d D i n g e , d i e e s g i b t , s i n d i n u n s s e l b s t

V o r a n d e n.“ (Mongtse)

V.

Liebe, Freiheit, Notwendigkeit und Überzeitlichkeit

des Schöpfungsvorganges

Jeder Lehrbegriff, der die Welt selbsttätig, auch notwendig aus

Gott hervorgehen läßt, läuft zuletzt auf eine Emanationslehre hin-

aus. Denn diese gebraucht eben für den Vorgang des Entstehens

der Welt das Bild des Überfließens oder Ausfließens der Gottheit.

Und dieses Uberfließen ist als notwendig zu denken.

Ähnlich steht es mit dem Pantheismus. Wird Gott als Natur, die

Natur als Gott gedacht, so ist die Welt ebenso ewig wie Gott und

alle Vorgänge, also auch jene, die man als Weltentstehung auffassen

könnte (eigentlich gibt es dann solche allerdings nicht, es kann nur

V e r ä n d e r u n g e n an der jedesmal schon bestehenden Gott-

Natur geben!), alle Vorgänge, welcher Art immer, sind dann not-

wendige, natursächlich bestimmte.

Da nun Eckehart lehrt, die Selbsterkenntnis Gottes sei der Grund

der Weltschöpfung, so könnte man meinen, für Eckehart sei der

Vorgang der Schöpfung ein notwendiger, seine Lehre daher zuletzt

(da sie ja unleugbar nicht pantheistisch) doch eine Art von Emana-

tionsvorstellung. Dem ist aber nicht so.

1

Meister Eckhart: Die Lateinischen Werke, Dritter Band, Expositio sancti

Evangelii secundum Johannem, herausgegeben von Josef Koch, Stuttgart 1937,

S. 206.