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zeitigen I n n e b l e i b e n s des nach außen Geschaffenen auch das
stete Befaßtsein der Welt in Gott verständlich.
Die Welt ist nach Eckehart zwar außergöttlich (ad extra) geschaf-
fen, aber dennoch stets auch in Gott. Hier geht Eckehart sogar noch
weiter als Fichtes Setzungslehre.
Dadurch macht es Eckehart, wie schon angedeutet, möglich, Gott
nicht nur als Schöpfer, sondern auch als H e r r n der Welt zu be-
greifen.
Indem bei Eckehart die Schöpfung an die Selbstverwirklichung
Gottes im innergöttlichen Leben gebunden ist, dieses aber die Frei-
heit und Liebe wesenhaft in sich schließt, ist ihm die Weltschöpfung
zugleich ein Werk der F r e i h e i t u n d d e r L i e b e G o t t e s .
Den höchsten Siegerkranz erringt aber nach unserer Überzeugung
Eckehart dadurch, daß er, wie oben gezeigt, das Außergöttlich-
werden der zunächst nur als innergöttliche Idee gesetzten Kreatur
an den E i g e n w i l l e n der Kreatur knüpft. Mit der Selbst-
verwirklichung Gottes in der Trinität ist — so dürfen wir Eckeharts
Gedanken ausdrücken — vorerst nur die M ö g l i c h k e i t eines
anderen, eines außergöttlichen Seins gesetzt. Erst mit dem Eigen-
wollen und Eigenwirken des Geschöpfes — das allerdings schon in
seiner Idee angelegt sein mag — tritt dasselbe in die Außergöttlidi-
keit des Seins heraus.
Während bis heute der herkömmliche theistische Schöpfungs-
begriff die schöpferische Tätigkeit Gottes sich so weit erstrecken
läßt, bis das Geschöpf vollendet ist, billigt Eckehart dem Geschöpfe
zu, daß es nicht ohne sein Zutun in die Welt trete. Man kann auch
sagen, aus Eckeharts Lehre folge, die göttliche Idee der Seele und
der ganzen Welt überhaupt schließe in sich, daß alle Geschöpfe ein
E i g e n l e b e n haben, das sie zu ihrem Heraustreten aus der
reinen Ideenwelt als Trieb oder Wille oder Eigentätigkeit im wei-
testen Sinne einzusetzen haben. Darin liegt auch z u l e t z t die
Möglichkeit, dieses Fürsichwirken des Geschöpfes zuletzt g e g e n
Gott einzusetzen!
Erst bei S c h e l l i n g , d e m j ü n g e r e n F i c h t e und an-
deren seiner Schule finden wir die Gedanken Eckeharts — diesen
allen unbekannt — in begrifflicher Weise angedeutet, zum Teil sogar