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heit im Sinne des Meisters als ein ekstatisches, demnach u n m i t -

t e l b a r e s Verhältnis des E i n z e l n e n zu Gott darstellt,

schließt es das Hingeordnetsein, will sagen die g e i s t i g e G e -

g e n s e i t i g k e i t , nicht aus, vielmehr, wie sich sogleich zeigen

wird, eine geistige Gegenseitigkeit, ein geistiges Aneinander-Werden

der Einzelnen ein. Diese macht aber erst echte G e m e i n s c h a f t

oder (wie ich sie auch nannte) G e z w e i u n g möglich

1

.

Eine Analyse solcher Art dürfen wir, wie gesagt, bei Meister

Eckehart nicht erwarten. Aber er beschämt die einzelwissenschaft-

liche Analysis, indem er mit alles durchdringender Genialität gleich

bis auf den Grund geht: Er geht von Gott aus!

„W az ist g u o t ? Daz s i c h g e m e i n e t. Den heizen wir einen guoten

menschen, der gemeine unde nütze i s t . . . G o t i s t d a z a l l e r g e m e i -

n e s t e , dekein dinc gemeinet sich von dem sînen, wan alle crêatûre von in

selber niht ensint. Swaz sie gemeinem, daz habent sie von eime anderen. Sie

gebent sich ouch niht selbe. . . . ; aber got gemeinet daz sîne, wan er von im

selber ist, daz er ist, und in allen den gâben, die er gît, so gibet er sich

selber . . .‘‘

2

.

Hiermit haben wir denselben Grundgedanken, der die Natur-

philosophie ebenso wie die Sittenlehre des Meisters durchzieht:

M e n s c h u n d N a t u r h a b e n n u r e i n G e m e i n -

s c h a f t s v e r h ä 1 t n i s d a d u r c h , d a ß s i e b e i d e i n

G o t t g r ü n d e n , daß Gott dem Steine ebenso nahe ist wie

dem Menschen (nur: „der stein enweiz ez niht“): So auch die Men-

schen untereinander! Gott wohnt auf dem Grunde jeder Seele, und

die gründen dadurch alle gemeinsam in Gott: diese Gemeinsamkeit

ist es, welche echte G e m e i n s c h a f t o d e r G e z w e i u n g

zwischen den Menschen erst ermöglicht, b e d i n g t . Gott gemei-

1

Vgl. mein Buch: Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 113 ff.

[4. Aufl., Graz 1967, S. 143 ff.].

2

Pf. 269, 21: Was ist g u t ? D a s , w a s G e m e i n s c h a f t w i l l

( s i c h v e r g e m e i n s a m t ) . Den nennen wir einen guten Menschen, der

Gemeinschaft hält und nützlich i s t . . . G o t t i s t d a s i m w e i t e s t e n

S i n n G e m e i n s a m e ; kein Ding vergemeinsamt sich aus seinem eigenen

Wesensstoffe, denn alle Geschöpfe sind nicht aus sich selbst. Was immer sie in

der Gemeinschaft an andere hergeben, das haben sie von einem anderen. Sie

geben sich daher nicht selbst. . . Aber Gott teilt der Gemeinschaft aus seinem

eigenen Wesensstoffe mit, denn er ist aus sich selbst, was er ist; und in allen

Gaben, die er gibt, gibt er sich selber .. .