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208

nimet got gôtlîchen unde dem liuhtet er in allen dingen, ... In ime blicket got

alle zît, in im ist ein abegescheiden abekêren und ein inbilden sînes geminten

gegenwürtigen gotes.“

1

Die entfaltete Eigenschaft des Werkes ist das einzig Wesentliche:

„. . . ein iegelich werc, daz dich gote nâher bringet, daz ist daz aller beste.“

2

Und ganz allgemein: Nichttun ist gegen die Natur des Menschen.

„ W a n n û d e r m e n s c h e n i h t i n d i s e m l e b e n n e m a c g e s î n

â n e v e r c , diu menschlich sint, der vil ist, dar umbe sô lerne der mensche

sînen got haben in allen dingen und ungehindert blîben in allen werken unde

steten.“

3

„Alliu ûzewendigiu werc diu sint dar umbe ûf gesetzet . . . , daz der ûzer

mensche dâ mite werde in got gerihtet . . .“

4

Daraus erkennen wir, daß und warum die durchs Leben gegan-

gene A b g e s c h i e d e n h e i t dem Meister die höchste Tugend

und zugleich das höchste Ziel des Lebens ist! Denn in ihr wird, wie

schon betont, nichts Geringeres als die G o t t f ö r m i g k e i t

des Menschen erreicht. Daraus verstehen wir auch, wenn Eckehart

von sich sagt:

„Swenne ich predien, sô pflige ich ze sprechende von abegescheidenheit unt

daz der mensche lidig werde sîn selbes und aller dinge.“

Und er fügt hinzu:

„Zem andern male, daz man wider in gebildet werde in daz einveltige guot,

daz got ist. Zem dritten mâle, daz man gedenke der grôen edelkeit, die got an

die sêle hât geleit, daz der mensche dâ mit kome in ein wunder ze gote.“

5

1

Pf. 548, 29: Der Mensch soll sich nicht genügen lassen an einem gedachten

Gotte; denn wenn der Gedanke vergeht, so vergeht auch der Gott. Man soll

vielmehr einen wesenhaften Gott haben, der weit über den Gedanken des Men-

schen steht . . . Dieser Gott vergeht nicht, der Mensch wende sich denn mit

Willen ab. Wer Gott so in (seinem innersten) Wesen hat, der nimmt Gott gött-

lich und dem leuchtet er in allen Dingen ... In ihm glänzt Gott allzeit, in ihm

vollzieht sich eine loslösende Abkehr (von der bloßen Äußerlichkeit) und ein

Einbilden seines geliebten, gegenwärtigen Gottes.

2

Pf. 23, 35: Ein jedes Werk, das dich Gott näher bringt, ist das allerbeste.

3

Pf. 550, 36: Da nun der M e n s c h i n d i e s e m L e b e n n i c h t

o h n e T ä t i g k e i t e n s e i n k a n n , die eben menschlich und groß an Zahl

sind, darum lerne der Mensch seinen Gott in allen Dingen haben und daß er

ungehindert bleibe in allen Werken und an allen Stätten.

4

Pf. 22, 26: Alle äußeren Tätigkeiten sind dazu bestimmt, daß der äußere

Mensch damit auf Gott hingewendet werde.

3

Pf. 91, 24: Wenn ich predige, so pflege ich etwa von der Abgeschiedenheit

zu reden und daß der Mensch seiner selbst und aller Dinge ledig werden möge;

ein andermal, daß man wieder ein-gebildet werden möge in das „einfältige Gut“,

das Gott ist; ein drittes Mal, daß man des großen Adels gedenke, den Gott der

Seele angelegt hat, mit dessen Hilfe der Mensch in ein wunderbares (über-

begriffliches) Verhältnis zu Gott kommen soll.