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Gegeben zu Avignon, am 27. März 1329, im 13. Jahre unseres
Pontifikates.“
Wie Otto Karrer nachwies, wurde eine Anzahl dieser Sätze von
den Kölner Kommissaren e n t s t e l l t dem päpstlichen Stuhle vor-
gelegt. Ihre Lesarten sind größtenteils ungenau, „gegen alle Zeugen,
mit einem teilweise blasphemischen Texte“, wie Otto Karrer sagt.
Karrer lieferte eine eindringende, urkundlich genaue Kritik dieser
Texte und eine erfolgreiche Verteidigung ihres wahren Sinnes
1
. —
Den zeitgeschichtlichen Hintergrund bildete hauptsächlich der da-
malige Kampf der Franziskaner (denen die Kölner Kommissare an-
gehörten) gegen die Dominikaner.
Wie wunderlich diese Sätze übrigens, auch so wie sie dastehen,
für sich allein genommen, klingen mögen, im Zusammenhange der
Eckehartischen Lehrbegriffe, wie ihn der Leser in diesem Buche
kennenlernte, haben sie einen tiefen Sinn. Hier wie sonst gilt das
Wort Eckeharts
„. .. : wan wiltû den kernen haben, sô muostû die schalen brechen.“
2
1
Vgl. Otto Karrer und Herma Piesch: Meister Eckharts Rechtfertigungs-
schrift vom Jahre 1326, Erfurt 1927, S. 144 f., und öfter.
2
Pf. 333, 25: Willst du den Kern haben, so mußt du die Schale zerbrechen.