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er Ilse Roloff zu ihrer Arbeit über Eckeharts Gesellschaftsphilo-

sophie

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und stand in bester kollegialer Beziehung zu Alois Dempf,

der wegen seines Eckehart-Buches den Lehrstuhl für Philosophie-

geschichte in Bonn verloren hatte und 1937 nach Wien gekommen

war. Bei meinem Besuch zeigte er volles Verständnis für das, was

ich mit meinem Eckehart-Buch intendierte und weshalb ich dies im

Titel nicht gleich erkennen ließ: Das Studium der noch unedierten

Handschriften hatte mir zu meiner eigenen Überraschung die Frag-

würdigkeit des Inquisitionsprozesses gegen den Meister enthüllt,

und in der delikaten Situation, die sich daraus ergab, war mir eines

gewiß: mit der Niederlegung der Sperrmauer, die Eckehart seit

Jahrhunderten von den ihm wirklich Zugehörigen trennte, werde

die Berufung der Pantheisten, Autotheisten und des heraufziehenden

völkischen Mythos unmöglich werden, und die insinuierte Heraus-

gabe des Eckehart-Schrifttums werde das bestätigen. Tatsächlich kam

es so; und daß es für Spann eine tiefe Befriedigung war, braucht

kaum gesagt zu werden.

Meine Begegnung mit ihm gehört zu den Erinnerungen, die blei-

ben. Ich schied von ihm in der Hoffnung, er werde einmal ergänzen,

was ich nicht vermocht hätte. Nun liegt es vor.

Nach dem Gesagten ist die Eckehart-Beziehung im ganzen Schrift-

tum Spanns nicht zu verwundern.

Ich verdanke die folgenden Einzelangaben hierüber seinem jün-

geren Freunde, Herrn Universitätsprofessor DDr. Hans Riehl in

Graz: Schon in der ersten Veröffentlichung „Haupttheorien der

Volkswirtschaftslehre“ findet sich der Hinweis auf Meister Eckehart.

In der „Gesellschaftslehre“ stehen Ausführungen über die „grandiose

Beständigkeit der Philosophie im Grundinhalt und in den letzten

Grundbegriffen“. Wird schon hier Meister Eckehart genannt, so er-

scheint später seine Lehre von der „Abgeschiedenheit“ als sozio-

logischer Kategorie und ein eigener Abschnitt über die Gedanken

seiner Predigten. In den späteren Auflagen wurden diese Teile noch

sehr erweitert.

In dem Büchlein „Vom Wesen des Volkstums“ wird unter „An-

leitung zur Bildung“ das Studium Meister Eckeharts als unerläßlich

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Ilse Roloff: Meister Eckehart. Schriften zur Gesellschaftsphilosophie, Jena

1934 (= Die Herdflamme, Bd 20).