mus nicht leicht, einen Verleger für diese Werke zu finden. Erst
1958 gelang es Professor Walter Heinrich, die „Ganzheitliche Logik“
des Freundes in der Stifterbibliothek herauszubringen. Seither hat
sich einer der größten Verleger Österreichs als Verehrer Othmar
Spanns erboten, die Gesamtausgabe herauszubringen, in der Über-
zeugung, daß die gebildete Welt, wenn sie erst das Gesamtwerk
Spanns kennenlerne, sich allmählich dessen bewußt werde, was ihr
damit geschenkt ist: eine große Synthese des heutigen Weltbildes
mit der philosophia perennis.
II. Das Verhältnis der „Mystischen Philosophie“ zu neueren
Werken der Eckehartliteratur
„Die mystische Philosophie Meister Eckeharts“ ist, wie der Titel
erkennen läßt, eine Zusammenfassung von Eckeharts Metaphysik
und mystischer Gotteserfahrung. Gerade die personale Einheit von
Mystik und Philosophie faszinierte Spann. Es waren nicht nur Ecke-
harts hohe Gedanken oder „die ursprüngliche Bildhaftigkeit seiner
Darstellung neben dem ganz Abstrakten seiner Gedanken“, auch
nicht nur „die Abgeschiedenheit und Weltüberlegenheit seines
Geistes neben der Weltkenntnis und der Sicherheit des Urteils über
den Weltlauf“, auch nicht nur „der Geist“, dessen Art es ist, „sich
aus Erkenntnis zu bilden, aus Erkenntnis mit Liebe auf ihrem
Grunde, Schönheit auf ihrem Haupte“ — sondern das vor allem,
was durch das ganze Begriffsnetz des Meisters vibriert, sein Höchst-
persönliches, die bewegende Dynamik, die unwillkürlichen und un-
verkennbaren „Ausbrüche“ einer seelischen Erfahrung, die er selbst-
verständlich mit überlieferten Wortsymbolen umschrieb, darunter
mit e i n e m besonders, in der Scholastik verhältnismäßig seltenen:
von der „Gottesgeburt in der Seele
1
“ im „Seelenfünklein“. Immer
wieder zielte Eckeharts Rede auf dieses Eine, das ihn erfüllte. Und
vielleicht darf man sagen: Wenn es je einen Mystiker gab, so Ecke-
hart.
Seit der Niederschrift des Entwurfes sind, abgesehen von den
1
Hugo Rahner zitiert in seiner Studie „Die Gottesgeburt“, in: Zeitschrift für
Theologie, 59, 1935, S. 333—418 einen Satz Alberts des Großen: „Christum parit
Ecclesia quotidie per fidem in cordibus auditorum“ (in Apocal. 12, 5).