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Bewußtseinszustände, Gotteslehre, Gnade, schauendes und tätiges

Leben.

Die 1946/47 entstandene, erst posthum erschienene „Ganzheit-

liche Logik“ nennt Meister Eckehart öfter in dem Abschnitt „Tech-

nisches und Persönliches in den Verfahren aller Wissenschaften“ und

schließt mit einem Eckehart-Wort aus den „Sermones de tempore“:

„Die Wahrheit ist gleichsam der Weg Gottes zum inneren Men-

schen.“

An eine eigene Schrift über Meister Eckehart dachte Spann erst

mit dem Abschluß seines philosophischen Gesamtwerkes durch die

Logik 1947. (Die Kunstphilosophie wollte er einem Kunsthistoriker-

Freunde überlassen.) Der Gedanke einer systematischen Darstellung

der Eckehart’schen Philosophie kam ihm bei der Nachricht, daß der

photomechanische Nachdruck der Pfeiffer’schen Ausgabe vergriffen

sei. Zur Neuausgabe gehörte eine Einführung in Eckeharts Ge-

dankenwelt. Da „floß nun das im Lauf der Jahrzehnte angesammelte

Wissen über“, heißt es in den von Hans Riehl mir gütig über-

mittelten Informationen. Das war am 23. September 1947. „Immer

wieder schrieb er mir, wie tief ihn die eingehende Beschäftigung mit

dem Meister beglücke. So war im Mai 1948, also in acht Monaten,

das umfangreiche Werk vollendet“ — und nun folgt etwas, was

bisher nur angedeutet war: „obwohl Spann in seiner Verbannung

im äußersten Winkel des Burgenlandes zusätzliches Schrifttum un-

erreichbar war“.

Das Folgende schöpft aus brieflichen Aufschlüssen von Spanns

Freunden, vor allem Dr. Oskar Müllern und Dr. Hans Riehl. Spann

hatte seit 1933 zunehmend Schwierigkeiten mit dem geheimen

Druck der Nationalsozialisten in Österreich, vor allem durch Alfred

Rosenberg und die Deutsche Arbeitsfront, und war bald, mindestens

seit 1936, völlig verfemt. Beim Einmarsch der Nationalsozialisten

in Wien (13. März 1938) war ein SS-Mann beauftragt, Spann zu

erschießen; als er aber von Wiener Freunden hörte, wer dieser Mann

sei, veranlaßte er, um ihn zu schützen, die Überstellung in polizei-

lichen Gewahrsam. Spann wurde dann nach München überführt und

in einem feuchten Keller eingekerkert, wo er sich ein schweres

Augenleiden zuzog.

In dem Spann-Akt, der nach 1946 in Berchtesgaden gefunden

wurde, ist der „Spann-Kreis“ wegen seiner unbeirrbar meta-