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Gedanken, den er aussprechen, ausgliedern will), so bliebe ihm, wie
die deutsche Sprache so grell sagt, das Wort im Munde stecken, er
könnte es nicht aussprechen. Das Wort kann also nur ausgespro-
chen, ausgegliedert werden, indem es als Gedachtes, als Gedanke
im Denkenden, Ausgliedernden v e r h a r r t , indem es also befaßt,
rückverbunden bleibt!
Alle Versprechungen, Verschreibungen und ähnlichen Fehllei-
stungen beruhen auf einem derartigen Versagen der Rückverbun-
denheit!
Alles Ausgliedern besteht also nicht etwa darin, daß das Aus-
gegliederte gleichsam ausfließt, vom Ausgliedernden irgendwie
verausgabt, hinausgestellt wird; im Gegenteile, Ausgliedern ist nur
möglich durch gleichzeitiges Innebleiben, Befaßt- oder Rückverbun-
densein.
So auch im Schönen. Hier ist es die Eingebung — von der wir
später ausführlich sprechen werden —, in welcher alle künstlerischen
Gestaltungstaten rückverbunden bleiben müssen. Erst durch solches
Rückverbundenbleiben kann ja auch die Ebenbildlichkeit, Rang-
gemäßheit, Entsprechung usw. erreicht werden, welche durchgängig
Vorbedingungen des Schönen und der Kunst sind. Andernfalls kom-
men jene Unvollkommenheitsformen, das Äußerliche, Kalte, Häß-
liche, zustande, von denen wir später noch planmäßig Kenntnis
nehmen müssen.
Den echten Glanz der Schönheit erhält ein Ausgegliedertes nur
durch Rückverbundenheit.
Das Wissen ist als B e g r i f f, das Schöne als G e s t a l t rück-
verbunden.
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4. Einheit und Gegenseitigkeit der Kategorien
Die Kategorien sind nur in Einheit, Zusammengehörigkeit und
voller Gegenseitigkeit denkbar. Keine Ausgliederung ohne Rück-
Verbundenheit, ohne Ebenbildlichkeit, Rang, Leistung, Entspre-
chung; und das alles wieder in Vollkommenheit oder Unvollkom-
menheit.
Solcher Einheit aller Kategorien entspricht auf dem Gebiete des
Schönen eine gewisse Einheit und Gegenseitigkeit aller Künste, wel-