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werden .. .“

1

. Aber hiermit ist nur eine Voraussetzung des künst-

lerischen Gestaltens gegeben; der Weg zur Gestaltung von der Ein-

gebung ist damit noch nicht aufgehellt.

Da scheint mir eine Aussage Goethes über seinen „Fischer“ lehr-

reich. Er schreibt 1823 an Eckermann:

„Was ist wichtiger (in der bildenden Kunst) als die Gegenstände und was ist

die ganze Kunstlehre ohne s i e . . . Die Wenigsten sind über diesen Punkt ganz

im klaren und wissen, was zu ihrem Frieden dient. Da malen sie z. B. meinen

F i s c h e r und bedenken nicht, daß sich das nicht malen lasse. Es ist ja in dieser

Ballade bloß das Wasser ausgedrückt, was im Sommer lockt, uns zu baden;

weiter liegt nichts darin, und wie läßt sich das malen?“

Goethe verrät uns hier in seiner zurückhaltenden Art: erstens

die Eingebung, aus welcher die Ballade geboren wurde; zweitens,

daß und in welcher Weise die beiden Gestalten darin, die Nixe und

der Fischer, diese Eingebung verkörpern.

Die Eingebung, welche der Dichtung zugrunde liegt, ist das

Innewerden einer verborgenen Lebendigkeit und Verlockung des

Wassers, die Gewalt, welche das Wasser auf uns ausübt, kurz: die

M a g i e d e s W a s s e r s , wenn wir so sagen dürfen.

Die Gestaltung, Vermittlung dieser Eingebung geschieht durch

die Nixe und den Fischer. Warum gerade durch sie? Woher kom-

men sie? „Dachte“ sich Goethe in logischer Überlegung die lockende

Nixe und den angelnden Fischer „hinzu“? Es ist klar, daß von einem

nachträglichen Zusammenklügeln, von einer bewußten, künstlichen

Überlegung keine Rede sein könne. Vielmehr muß man sich das

Auftauchen dieser Gestalten aus dem tief gesammelten, in sich ver-

sunkenen Dichtergemüte als ein gleichsam elementares Geschehen,

als eine, so müssen wir es kennzeichnen, nach tiefgeheimer W a h l -

v e r w a n d t s c h a f t vor sich gehende A n z i e h u n g der im

Geiste des Künstlers bereitliegenden Bilder vorstellen

2

.

1

Friedrich von Schiller: Über die notwendigen Grenzen beim Gebrauch

schöner Formen, 1795.

2

Der größeren Anschaulichkeit halber setzen wir das ganze Gedicht hieher:

Der Fischer

Das Wasser rauscht’, das Wasser schwoll,

Ein Fischer saß daran,

Sah nach der Angel ruhevoll,

Kühl bis ans Herz hinan.

Und wie er sitzt, und wie er lauscht,

7

*