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allem die „ S e c h s K n o t e n “ D ü r e r s , welche in der Kunst

außer bei Leonardo nicht ihresgleichen haben.

Solchen Einwänden gemäß müßte die Gestaltungstat des Künst-

lers eine in sich selbst beruhende sein, unabhängig von der Ein-

gebung.

Der Verfasser kann dem obigen Einwande, der aus fertigen Bil-

dern hergenommen ist, aus eigener Erfahrung noch hinzufügen, daß

er nach einer Augenoperation Tage damit verbrachte, im Lehnstuhl

sitzend die Zierformen (Ornamente) zu bewundern, welche ihm bei

geschlossenen Augen erschienen und zum Teil mit Blitzesschnelle

an ihm vorüberzogen. Jeder kennt ja auch bei gesunden Augen

ähnliche Erfahrungen, die man fälschlich als „Nachbilder“ (z. B.

beim Einschlafen) zu bezeichnen pflegt. In Wahrheit sind solche

„Nachbilder“ nie ohne eigene Gestaltungszutaten, es sind immer

Umbildungen.

Knüpfen wir an die Tatsache an, daß ein überreiztes Auge ohne

Eingebungsgrundlage selber Zierformen hervorbringt und daß es

zweifellos ähnlich mit dem Ohre und anderen Sinnesorganen steht,

so haben wir einen äußersten Fall vor uns, welcher uns eine weit-

gehende V e r s e l b s t ä n d i g u n g d e s O r g a n s zeigt.

Auf d i e s e k a n n a b e r k e i n e K u n s t a u f g e b a u t

w e r d e n ! Das Kunstwerk kann ohne Eingebungs- und Geistes-

grundlage nicht gedacht werden. Gestalten, die im Auge, Tonfolgen,

die im Ohre erscheinen, sind daher nur Rohstoff für das Kunst-

werk, das eine Eingebung zu verwirklichen hat.

Andererseits beweisen solche Tatsachen eindringlich, was die

Empiristen nicht sehen wollen, da sie alles chemisch-physikalisch

erklären; daß nämlich die Sinnesorgane, besonders Auge und Ohr,

ihrem Wesen nach auf das Geistige h i n g e o r d n e t sind! Wäre

dem nicht so, dann könnten die vom Auge hervorgebrachten Zier-

formen und vom Ohre hervorgebrachten Tonfolgen nicht den Roh-

stoff für die Gestaltung der Eingebung, die etwas Geistiges ist,

hergeben.

Die Verselbständigung der Sinnesorgane und ihrer Gestaltungs-

taten, das heißt ohne die geistige Eingebungsgrundlage, ist daher

ein empiristisch-naturalistischer Irrtum, ist wesenswidrig und mehr

jenseits als auch nur am Rande echter Kunst. Auch der Maler, dem

Bilder ins Auge, der Tonsetzer, dem Tonfolgen ins Ohr kommen,