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C. Die R a u m g e s t a l t
Die Raumgestalt oder „optische Gestalt“ entsteht in der Kunst
vorerst durch Übertragung der geistigen und zeitlichen Gestalt
eines Wesens in die räumliche Ebene; denn alle geistigen Gestal-
ten müssen sich irgendwie verräumlichen, im räumlichen Sein ihren
Ausdruck finden. Hier einige Beispiele:
Falstaff erscheint als dicker Fettwanst, die räumliche Form seiner Leiblichkeit
entspricht seinem Charakter. Dagegen erscheint Richard III. als Buckliger, wieder
seinem Charakter gemäß: „Ich, um dies schöne Ebenmaß verkürzt... Bin nun
gewillt, ein Bösewicht zu werden.“ - Achilles und Siegfried müssen als herrliche
Kraftgestalten erscheinen, wieder anders ist der finstere Hagen zu denken.
Da jede Geistesgestalt irgendwie zur Raumgestalt werden muß,
ist es eine wichtige Aufgabe jedes Schauspielers, Spielleiters und
Bühnenmannes auf der Bühne, die jedem entsprechende Raum-
gestalt durch Vermummung (Maske) und Körperformung zu geben
(vom Stofflich-Sinnlichen sprechen wir später), welche das Geistige
getreulich abspiegelt.
Es liegt klar am Tage, wie dasselbe, was für die ausführende
Bühnenkunst gilt, auch für die Tanzkunst, ferner auch für die Male-
rei und Bildhauerei gelten muß. Aber auch in der Baukunst muß
z. B. eine Kirche das Geistige der Religion, allgemeiner das Reli-
giöse, auf der Ebene des Raumes zum Ausdrucke bringen. Die senk-
rechte, zum Himmel strebende Linie der Türme und Säulen wird
daher in der Kirche eine hervorragende Stelle einnehmen (wenn
auch die Verräumlichung desselben Geistigen je nach der Bauart der
Zeit zu verschiedenen Mitteln greifen wird, wie die Raumgestal-
tung des griechischen und des gotischen Tempels zeigt).
Endlich kommt sogar in der Tonkunst das Räumliche m i t t e l -
b a r zur Geltung. So wird der als in der Ferne klingend vorzustel-
lende Ton (man denke an das erlösende Hornzeichen in der dritten
Leonorenouvertüre Beethovens) durch „leise“ mittelbar gekenn-
zeichnet, ebenso jedes Echo; aber auch die Tongeräte, auf denen
gespielt wird, haben ein bestimmtes räumliches Aussehen, das für
die Tonkunst nicht völlig und in jeder Hinsicht gleichgültig ist.
Natürlich soll die Verräumlichung hier keineswegs unmittelbar den
Geistesgehalt des Kunstwerkes widerspiegeln, vielmehr nur sehr
vermittelt. Es handelt sich hier nur um eine Entsprechung ferner