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Das ist Musik in Worten. Noch eindrucksvoller tritt wohl die musikalische Sinn-

lichkeit der Sprache in Goethes Ständchen hervor:

Nachtgesang

O gib, vom weichen Pfühle,

Träumend ein halb Gehör!

Bei meinem Saitenspiele

Schlafe! Was willst du mehr?

Bei meinem Saitenspiele

Segnet der Sterne Heer

Die ewigen Gefühle;

Schlafe! Was willst du mehr?

Die ewigen Gefühle

Heben mich hoch und hehr,

Aus irdischem Gewühle;

Schlafe! Was willst du mehr?

Vom irdischen Gewühle

Trennst du mich nur zu sehr,

Bannst mich in diese Kühle;

Schlafe! Was willst du mehr?

Bannst mich in diese Kühle,

Gibst nur im Traum Gehör.

Ach, auf dem weichen Pfühle

Schlafe! Was willst du mehr?

Nicht nur die Klänge als solche wirken in diesen Reimen, auch die Verschränkung

der vorletzten Zeile mit dem Anfange der folgenden Strophe fördert das Traum-

hafte, das Durchgehende der Reimtöne und der gleiche Kehrreim, sie alle wirken

im Verein mit dem Silbenmaß zusammen, Traum und Wirklichkeit in eins fließen

zu lassen. Auf musikalischem Gebiete selbst gibt es wohl nur ein Beispiel gleicher

Meisterschaft, und das ist Mozarts Wiegenlied „Schlafe, mein Kindlein, schlaf’

ein“.

In Zeit- wie in Tongestalt ist in den angeführten Beispielen die Eingebung

vollkommen festgehalten.

Auch in der P r o s a gilt die Tongestalt. In der symphonischen Ouvertüre der

„Verkehrten Welt“ sagt Tieck unter der Überschrift „Violino Primo Solo“:

„Wie? Es wäre nicht erlaubt und möglich, in Tönen zu denken und in Worten

und Gedanken zu musizieren? O wie schlecht wäre es dann mit uns Künstlern

bestellt! Wie arme Sprache, wie ärmere Musik!“ - Eine der schönsten Ausführun-

gen dieses romantischen Gedankens finden wir aber in Eichendorffs „Tauge-

nichts“.

Im Anschlusse an die oben angeführten Worte des Vaters „ . . . erwirb dir selbst

dein Brot“ fährt der Taugenichts fort: