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2.
U n t e r d e n g e i s t i g e n G e s t a l t e n h a t d i e
G r u n d - o d e r U r g e s t a l t d e n V o r r a n g v o r d e n
E n t s p r e c h u n g s - u n d N e b e n g e s t a l t e n .
Einer eigenen Begründung des Satzes bedarf es nach allem Frü-
heren nicht.
Die zeiträumlich-sinnlichen Gestaltungen sind für die geistigen
Gestalten, seien sie nun ursprünglich oder abgeleitet, von fremder
Ebene. Daraus folgt aber, daß sie nicht unmittelbar das Geistige
wiedergeben können, sondern nur als Vermittlungen. Daraus er-
gibt sich aber:
3.
Die den g e i s t i g e n n a c h g e o r d n e t e n G e s t a l -
t e n s i n d , a l s a u f g e i s t f r e m d e r E b e n e s t e h e n d ,
n u r Ü b e r t r a g u n g e n u n d d a h e r n u r s i n n b i l d -
l i c h e D a r s t e l l u n g e n d e s g e i s t i g e n U r b i l d e s .
Wir hoben früher hervor, daß die Zeitgestalten, als die auch dem
Geiste zum Teil angehörigen, den Übergang vom Sinnbildlichen
zum Geistigen bilden.
Das bloß Sinnbildliche der Gestalten verschiedener Ebene zu
erkennen, ist namentlich für das Kunstrichteramt von Wichtigkeit,
weil der Kunstrichter dann in der Lage ist, die jeweilige Stärke des
zu beurteilenden Kunstwerkes teils in der Eingebung, teils in der
geistigen Grundlage, teils in der Zeit-, Raum- oder Sinnesgestalt zu
sehen. So können Licht und Schatten leichter, gerechter verteilt
werden.
Aus allem Vorherigen geht auch hervor, daß innerhalb der natur-
haften Ebenen selbst wieder Vorränge bestehen. Es ergibt sich als
weiterer Vorrangsatz:
4.
Wo das S c h ö n e s i c h i n e i n e m Z e i t v e r l a u f e
v e r w i r k l i c h t , h a t d i e Z e i t g e s t a l t d e n V o r r a n g
v o r d e r R a u m g e s t a l t u n d d e r s i n n l i c h - s t o f f -
l i c h e n G e s t a l t .
Die Begründung liegt in der größeren Geistesnähe der Zeit gegen-
über allen anderen Gestaltungsebenen.
Man darf wohl sagen, daß die grundlegende Bedeutung der Zeit-