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V o r r a n g v o r d e r e i n z e l n e n F a r b e u n d d e m

e i n z e l n e n T o n e .

E s bestätigt sich hier abermals, worauf wir früher schon stießen:

Die sinnlichen Beschaffenheiten Licht, Farbe, Ton, Werkstoff-

beschaffenheit sind k e i n „ a m o r p h e s M a t e r i a l“, kein

bloßer, gestaltloser Stoff für den Künstler, der dieses „Amorphe“,

„Gestaltlose“ erst formen, begrenzen, kneten müßte; vielmehr bil-

den sie auf ihrer eigenen Seinsebene bereits Gestaltungselemente!

Die einzelnen Lichter, Farben, Töne, Werkstoffbeschaffenheiten tre-

ten bereits in ihren eigenen Zusammenhängen gleichsam g l i e d -

h a f t auf! Sie sind bereits in ihrer eigenen Weise Formteile, und

nur darum können sie vom Künstler zu B e s t a n d t e i l e n v o n

F o r m e n h ö h e r e r O r d n u n g verwendet, können sie von

höheren, nämlich von zeiträumlichen und zuletzt geistigen Formen

ü b e r b a u t werden! — In umgekehrter Reihenfolge, von unten

nach oben, heißt dies: Die sinnliche Gestalt macht der Raumgestalt,

diese der Zeitgestalt, alle zusammen der Geistesgestalt, diese endlich

der Eingebung Grund.

Allgemein können wir von den Vor- und Nachrängen sagen:

Die u n t e r e o d e r n a c h g e o r d n e t e G e s t a l t

m a c h t d e r o b e r e n G r u n d ; d i e o b e r e o d e r v o r -

g e o r d n e t e G e s t a l t s t e l l t s i c h i n d e r u n t e r e n

d a r .

Mit den durch die Vorrangsätze gegebenen Einsichten ist der alte,

langwierige Streit über die Form in der Philosophie der Kunst

beendet und jeder Seite ihr Recht gegeben.

B.

B e w ä h r u n g d e s V o r r a n g e s

d e r g e i s t i g e n G r u n d g e s t a l t

Als Hauptergebnis der Vorranglehre können wir hervorheben,

daß die Kunst zuletzt auf geistigem Grund ruhe! Die aus der Ein-

gebung geschöpfte Geistesgestalt hat den Vorrang vor allem ande-

ren.

IO*