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in jener Grundeingebung Schillers schon enthalten! Es ist nun die

Aufgabe des Dichters, diese innere Umwandlung zu zeigen und sie

zum Ausgangspunkte der weiteren Entfaltung zu nehmen. Wie

reich Schiller diese Ausgangslage (Exposition) zu gestalten wußte,

wie er durch die Vorführung ihres Sippenwesens zugleich später

wieder aufzunehmende Fäden knüpft, ist bekannt. Von den her-

kömmlichen Regeln für die Eröffnung des Stückes sehen wir zwar

nicht allzuviel, wohl aber entspricht sie unseren oben bestimmten,

ganzheitlichen Gesichtspunkten; ein Einschnitt im Werdegang eines

Menschen, ein Keim, der aufgeht, kurz: G r ü n d u n g u n d E n t -

f a l t u n g des Gegründeten, das ist in klassischer Klarheit hier

durchgeführt.

Zugleich zeigt sich in der Gliederung der Gestalten sowie im

weiteren Fortschreitungsgange der Dinge, wie in der U r g e s t a l t ,

nämlich der den Auftrag empfangenden und dadurch innerlich um-

gewandelten Jungfrau, keimhaft bereits alle E n t s p r e c h u n g s -

g e s t a l t e n sich gleichsam von ihr loslösen und die von ihr aus-

gehenden gestaltlichen Erfordernisse sich verwirklichen.

Dazu sind nun Hilfseingebungen, genauer gesagt a u s g e s t a l -

t e n d e E i n g e b u n g e n nötig (das, was man unklar „Phan-

tasie“ und „Erfindung“ des Dichters nennt). Nachdem Schiller im

Prolog die Urgestalt auf Grund der ersten Eingebung zur Anschau-

ung brachte, fand er sich im weiteren Fortgange des Dramas immer

wieder vor dieselbe Aufgabe gestellt, die in der Entfaltung des

Keims lag: Er mußte das in der Stimme von oben Aufgetragene

durchführen. Die dabei zutage tretenden Geschehnisse waren ja

schon in der wirklichen Geschichte aus den inneren Erfordernissen

zum Teil geflossen; zum Teil mußten sie erst von Schiller selbst in

ihrer Reinheit geschaffen werden.

Hierbei ergab sich ihm ein G l i e d e r b a u v o n G e s t a l -

t u n g e n , welcher in der Geschichte der Kunst nicht viel Eben-

bürtiges findet.

Daß und wie in diesem Gliederbau jeder Setzung eine Entspre-

chung gegenüberzustehen hat, erörterten wir schon früher: Dem

Heiligen und seinem sieghaften Wirken steht das Dämonische (in

Gestalt der zweifelnden Menge, des Vaters, des Schwarzen Ritters)

gegenüber; der Auserwählung zur Gnade, welche die Jungfrau

erhöht, der Mißbrauch, den sie begeht (wenn auch nur aus gering-