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ster menschlicher Schwäche); dem großen geschichtlichen Auftrage

die Gestalten der Staats- und Heerführer und anderes mehr.

Jener Mißbrauch stellt sich dem forschenden Auge als ein zwei-

facher dar:

(a)

als die verbotene Liebesregung zu Lionel, dem feindlichen

Feldherrn, den sie verschont; welche ja im Schauspiele als Gewissens-

kampf der Jungfrau grell genug zutage tritt; denn das Heilige darf

sich nicht verweltlichen;

(b)

dem Blicke mehr verborgen, als das, was man die Ü b e r -

s c h r e i t u n g i h r e s g e s c h i c h t l i c h e n A u f t r a g e s

nennen darf. Das ist schon im allgemeinen dadurch ausgedrückt,

daß ihr Auftrag nur lautet, den König nach Reims zur Krönung

zu führen; im besonderen aber deutet darauf die geheimnisvolle

Begegnung mit dem Schwarzen Ritter hin. Dieser sagt ihr, „geh in

keinen Kampf mehr. Höre meine Warnung!“; worauf sie aber ver-

messen antwortet:

„Nicht aus den Händen leg’ ich dieses Schwert,

Als bis das stolze England niederliegt.“

Der Schwarze Ritter berührt sie, als sie mit ihm kämpfen will,

nur mit der Hand und lähmt sie damit. Mit den Worten „Töte, was

sterblich ist“, versinkt er unter „Nacht, Blitz und Donnerschlag“,

womit er sich als Kundgebung einer nicht mehr irdischen Sphäre

erweist, und zwar der bösen.

Während nun der erste Mißbrauch nur eine vorübergehende

Schwäche ist, die sie überwindet; scheint uns der zweite, verborgene

der eigentlich e n t s c h e i d e n d e . Denn das vollkommene Maß-

halten ist nicht des Menschen Sache. Nur so scheint ja auch der

ungeheuerliche Auftritt vor den Toren der Kathedrale, den Schiller

sozusagen an die Stelle des geschichtlichen Hexengerichtes setzt, ein-

sichtig: Die ihr alles verdanken, die ihre Wundertaten mit angese-

hen, sie klagen sie nun widernatürlicherweise (besonders der dämo-

nische Vater, dem sie nach mittelalterlicher Auffassung nicht wider-

sprechen soll) des bösen Zaubers an! Wie nebenher zeichnet das

Genie Schillers damit die Bosheit und innere Finsternis der Menge,

die sich mit Haß auf alles Überragende stürzt und es herabzieht.

Auch der dunkle, bedeutungsvolle Auftritt mit Raimond im Walde

(V, 4) wirft auf diesen Kreis von Gestaltungen und Geschehnissen