E. Z u s a m m e n f a s s u n g d e r G e s t a l t u n g s -
e r f o r d e r n i s s e a l s G e s t a l t u n g s g e s e t z e
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Als allgemeine G e s e t z e d e r G e s t a l t u n g d e s D r a -
m a s , welche aber in sinngemäßer Übertragung für alle Kunstgat-
tungen gelten, ergeben sich aus den bisher erörterten wesensgemä-
ßen Erfordernissen der Gestaltung die folgenden. Wir wollen sie
als Gliederungs- und als Umgliederungsgesetze unterscheiden.
1. Gesetze des Gliederbaues der Gestalten
Unter die Gliederungsgesetze können wir auch das oben erör-
terte über die Eignung des Mittels (Mediums) der Gestalt zum Aus-
druck der Eingebung rechnen. Danach ergibt sich:
(1)
Als allgemeines G e s e t z d e r V e r m i t t l u n g d e s
E i n g e b u n g s g e h a l t e s d u r c h d i e G e s t a l t :
Je zarter das Mittel der Gestalt und je größer der Reichtum ihrer
Gliederung, umso mehr vermag sie aus dem Eingebungsgehalte zur
Darstellung zu bringen.
(2)
Als G e s e t z d e r a l l g e m e i n e n G l i e d e r u n g
der Gestalten gilt:
Aus der Eingebung geht unmittelbar die geistige Urgestalt und
ein allgemeiner Gliederbau von Entsprechungsgestalten hervor;
deren letzte Entsprechungen liegen sodann in der Verwirklichung
des Schönen auf den naturhaften Ebenen der Zeit, des Raumes und
der räumlich-sinnlichen Beschaffenheiten.
(3)
Dem Gliederbau der Gestaltungen entspricht als Vorordnung
und Nachordnung unter ihnen folgendes allgemeine V o r r a n g -
g e s e t z :
Unter den Gestalten hat die geistige Urgestalt den Vorrang vor
den Entsprechungsgestalten: unter den Gestalten naturhafter Ebene
hat die Zeitgestalt (der Rhythmus) den Vorrang vor der Raum-
gestalt; und diese endlich den Vorrang vor der räumlich-sinnlichen
Gestalt (z. B. Ton und Farbe).
(4)
Schon die Vorranggesetze sind zugleich Vollkommenheits-
und Unvollkommenheitsgesetze. Im besonderen ist dies aber das