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beraubt wie die Werke Homers, Aischylos’, Sophokles’, Euripides’, der gesamten
Antike überhaupt!
Auch auf den W e r t d e r S t i l e fällt von unseren Grund-
begriffen aus ein Licht. Als das Hauptkennzeichen für den Wert der
Stile ergibt sich uns das Metaphysische, die Tiefe der Rückverbun-
denheit, die aus einem Kunstwerke spricht.
Die verschiedene Tiefe der Rückverbundenheit der alten Stile,
welche durchwegs mystisch oder magisch-mystisch, manchmal auch
dämonisch-magisch sind, läßt daher auch einen tieferen B l i c k i n
d e n G e i s t d e r Z e i t e n tun, als die meisten anderen ge-
schichtlichen Zeugnisse. Die Mystik der gotischen Dome Straßburgs
und Wiens z. B. sagt uns mehr über jene Zeiten, als uns sonst die
deutsche Geschichte sagen könnte. Zwar lassen uns die Schriften der
damaligen Mystiker (Meister Eckehart samt Vorgängern und Nach-
folgern), seitdem sie ans Licht gebracht wurden, noch tiefer in die
Geisteswelt jener Zeit schauen; jedoch könnten wir aus diesen
unmittelbarsten Zeugnissen nicht entnehmen, in welchem Maße sie
die Z e i t w i r k l i c h d u r c h d r a n g e n und die allge-
meine Kultur beherrschten. Am allerwenigsten könnten wir das aus
der politischen Geschichte schließen. Der Stil der Kunst, voran der
Baukunst, aber lehrt es uns.
Es bedarf dabei, das wiederholen wir, einer ausführlichen thema-
tischen Darstellung der Rückverbundenheit, also vornehmlich der
Religion, nicht. Die Rückverbundenheit jeder gestalteten Einge-
bung (also welchen Gegenstandes es auch sei) verleiht Schönheit und
übersinnlichen Glanz. Dagegen ist das künstlich aus einzelnen Stük-
ken zusammengeleimte und auch in seinen äußeren Abmessungen
zusammengeklügelte Kunstwerk niemals von einem Höheren be-
seelt, niemals von echter Schönheit.
Ein Blick auf die stilistischen Gestaltungen aller Künste unserer
Zeit belehrt uns demgemäß auch deutlich über deren geistige Zer-
rüttung und Chaotisierung — nicht zuletzt auch über das Krank-
hafte, ja Irre, welches in ihr eine Rolle spielt, wie wohl noch nie
in der Weltgeschichte.
Dem Verfalle der Rückverbundenheit im Geistesleben der Zeit
entspricht die Chaotisierung, Dämonisierung und der Sansculottis-
mus der Kunst.
Man erkennt daraus auch klar, daß nichts anderes den Verfall der