Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8276 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8276 / 9133 Next Page
Page Background

216

Künste aufhalten könne, als die Wiederkehr des übersinnlichen Be-

wußtseins, die Neugeburt der Religiosität.

Die Abarten des Schönen aus der S c h w ä c h e d e r R ü c k v e r b u n -

d e n h e i t werden sich später, bei der Betrachtung der Vollkommenheit und

Unvollkommenheit der Bestandteile der Schönheit ergeben.

Betrachten wir nun die Stilgeschichte in ihrem G e s a m t v e r -

l a u f e , so tritt uns als ein kennzeichnender Unterschied (außer

der verschiedenen metaphysischen Ausrichtung und dem verschie-

denen Gehalte an magischen und mystischen Sinnbildern, auch —

worüber man nicht gerne spricht — an dämonischen Sinnbildern),

vor allem der verschiedene Gehalt an A l l g e m e i n e m u n d

E i n z e l n e m entgegen. Das Einzelne, Einmalige, Individuelle

herrscht umso mehr, je schwächer das Rückverbundenheitsbewußt-

sein ist, je mehr also der Naturalismus in seinen verschiedenen

Abarten vordringt.

Als allgemeine Regel, die zu belegen hier allerdings viel zu weit

führen würde, können wir die folgende auf stellen:

Die der ü b e r s i n n l i c h e n W e l t s i c h e r e n , v o n

i h r d u r c h d r u n g e n e n u n d g l ä u b i g e n Z e i t e n

z e i g e n i n i h r e r K u n s t e i n e g r ö ß e r e A n n ä h e -

r u n g a n d a s A l l g e m e i n e , U r b i l d l i c h e ; d i e d e r

ü b e r s i n n l i c h e n W e l t u n s i c h e r e n , z w e i f l e r i -

s c h e n u n d u n g 1 ä u b i g e n Z e i t e n z e i g e n i n i h r e r

K u n s t m e h r B e s o n d e r h e i t , E i n z e l h e i t , N a t u -

r a l i s m u s . (Daraus folgt dann wieder der Unterschied von klas-

sisch, romantisch und zuletzt chaotisch, worüber unten sogleich

mehr.)

Will man Kunst und namentlich alte Kunst in ihren Tiefen und

Grundlagen verstehen, dann muß man ihren metaphysischen Gehalt,

das ist ihre R ü c k v e r b u n d e n h e i t s t i e f e ermessen. Dabei

scheidet sich das Mystische und das Magische, welches beides, beson-

ders das letztere, vielfach im Gebrauche von S i n n b i l d e r n

zum Ausdrucke kommt. Schon dadurch wird der Kunst ein Stempel

des Allgemeinen aufgedrückt. Aber auch das im engeren Sinne

G e g e n s t ä n d l i c h e wird vom Allgemeinen, das ihm zu-

grunde liegt, als einer übersinnlichen Macht — der platonischen