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Am anschaulichsten lehrt dies der g r i e c h i s c h e T e m p e l ,

welcher,

wenn man an den Parthenon in Athen denkt, als vollkommener Ausdruck einer

klaren Rhythmik und Harmonik erscheint. Man kann ihn rein k o s m i s c h

empfinden als freie Darstellung der H a r m o n i e d e r S p h ä r e n (wie sie

die Pythagoräer lehrten). „Die Sonne tönt nach alter Weise - In Brudersphären

W e t t g e s a n g . . — Sucht man nach einer Entsprechung des Parthenon in der Mu-

sik, so darf man wohl an das Vorspiel zu Arie und Chor „O Isis und Osiris“

in Mozarts Zauberflöte denken (sogenannter Marsch der Priester, Zauberflöte II,

No 9).

Dem griechischen Tempel scheint uns der g o t i s c h e D o m (welcher auch

das Dämonische bändigen will) als wesentlich mystisches Tongebilde gegenüber-

zustehen. Die mystische Musik beruht aber nicht allein auf reiner Harmonik,

sondern nimmt dazu noch eine sonst verborgene Innerlichkeit in Anspruch.

Dies nur als Beispiel dafür, wie sehr sich mittelbar der Zeitsinn und musikali-

sche Sinn in der Baukunst geltend machen kann. (Das Unmusikalische der

neuesten Baukunst fällt dagegen in die Augen - sie entspricht mehr dem Atona-

lismus, der Dämonen- und Unmusik!)

III. Rückblick. Naturphilosophische Besinnung auf die Eignung der

Ausdrucksmittel

Nun erst ist, was wir oben behaupteten, nach allen Seiten hin

klargestellt:

Dichtkunst und Tonkunst stellen durch Sprache, Zeitgestalt

und Ton G e i s t u n d S e e l e des Menschen in ihren inneren

Wegen, Entfaltungsweisen und Schicksalen dar; sie stellen dieses

Innere durch Mittel dar, welche von diesem, dem Inneren, selbst

und geradewegs hervorgebracht und gehandhabt werden. Sprache,

Zeitgestaltung und Ton sind in hohem Grade g e i s t e s e i g e n e

Mittel.

Die bildenden Künste dagegen verwenden g e i s t e s f r e m d e

Mittel. Sie stellen durch Licht, Farbe, Stoffmengen, Werkbeschaffen-

heiten sowie deren Raum-, Zeit- und Harmonieverhältnisse l e i b -

l i c h e G e b i l d e dar. Diese leiblichen Gebilde erscheinen teils

an sich selbst als vorsinnlich belebte Gebilde, wie das Wasser in

Adalbert Stifters Gemälden oder die Landschaft in der Landschafts-

malerei; teils aber erscheinen sie als der (leibliche) Ausdruck des

Seelischen und Geistigen, wie z. B. die Augen der Madonna Raffaels

in Dresden oder das Lächeln der Mona Lisa Leonardo da Vincis,

welche das unauflösbare Welträtsel zu lösen scheinen.

Was Schiller in dem angeführten Verse das „Leben“ der Natur-