Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8385 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8385 / 9133 Next Page
Page Background

325

5. Beispiele aus anderen Kunstgattungen

Mit dem Gesagten sind unseres Erachtens der Belege genug gege-

ben. Doch bedarf es noch solcher außerhalb des Dramas.

Was für das Drama, gilt von selbst auch für alle e p i s c h e

D i c h t u n g , wofür wir schon Homers Odysseus anführten, wel-

cher nach langen Irrfahrten nicht untergeht, sondern schlafend seine

Heimat findet, dort — gleich einem deus ex machina — von der

Göttin Pallas Athene empfangen wird und zuletzt noch Anweisung

erhält, den ihm feindlich gewesenen Gott Poseidon ganz zu ver-

söhnen. — Das rein Tragische dagegen ist im thebanischen Sagen-

kreis verkörpert, dessen Epen aber nicht auf uns kamen.

In Wolframs „Parzival“ sehen wir das Frohlockend-Schöne, im

Nibelungenliede dagegen das Tragische verkörpert (wobei wir die

metaphysisch-religiöse Rückverbundenheit durch die letzte christ-

liche Überarbeitung verdeckt zu denken berechtigt sind).

Diese Unterscheidungen gelten auch für Balladen und Romanzen,

worauf einzugehen aber nicht mehr nötig ist.

Der durch Grimmelshausens „Simplizissimus“ und namentlich

durch Goethes „Meister“ aufgekommene Bildungsroman endet

grundsätzlich sieghaft, mit innerem Aufstiege und gehört insofern

zum Frohlockend-Schönen; Grillparzers „Armer Spielmann“ da-

gegen zum Tragischen, welches durch das Sittliche getragen wird.

Besonders vorbestimmt für das Frohlockend-Schöne ist die M u -

s i k. Unsere größten Meister von Bach bis zu Schubert, worunter

vielleicht Gluck und Mozart besonders zu nennen wären, kommen

in ihren musikalischen Dramen und Symphonien zu den Endgestal-

tungen eines erlösenden, befreienden, frohlockenden Aufschwunges.

Das Musterbeispiel sind Mozarts große Opern, welche, wie nicht

genug zu bewundern, mit Gebet und hochgestimmter Freude enden.

Ähnliche Schlüsse ergeben sich aber auch — was ihre innere Not-

wendigkeit abermals bezeichnet — bei den Oratorien und verwand-

ten Stücken Bachs, Händels, und ihren Nachfolgern. Überall ist es

hier eine übersinnlich bestimmte, erlösende Freude, welche am Ende

sieghaft durchbricht. Die innere Nötigung dazu liegt in den meta-

physischen Grundfesten der Welt.

Darum finden wir dasselbe überall, wo große Kunst am Werke

ist, unfehlbar vor. In Beethovens „Fidelio“ nicht nur, auch z. B. in