335
Rückverbindung je für sich behandeln, ohne die Fülle der Verket-
tungen mit den anderen, die dabei möglich wären, zu berücksich-
tigen.
Wir halten dabei dieselbe Reihenfolge ein wie früher und begin-
nen mit der Eingebung.
A. Die U n v o l l k o m m e n h e i t e n d e s S c h ö n e n a u s
S c h w ä c h e d e r E i n g e b u n g
Falls die Eingebung ihren Gegenstand in der Tiefe erfaßt, ist sie
immer wahr, und in dem Sinne kann ihr selbst keine Unvollkom-
menheit anhaften. Was sie in diesem Falle als unwahr erscheinen
läßt, liegt immer an jenen Trübungen, die wir früher als „An-
nahme“ der Eingebung und als ihre Eingliederung in das jeweils
schon vorhandene Geistesgut des Künstlers, der die Eingebung hat,
erklärten. Durch die „Annahme“, Eingliederung und Verarbeitung
können sich bereits Teile des eigenen Bewußtseins in die Eingebung
mischen und sie so verfälschen.
Ferner kann die Eingebung von Anbeginn zu wenig tief in ihren
Gegenstand eindringen. Dann bleibt sie mehr oder weniger an der
Oberfläche hängen, nimmt den Teil für das Ganze und, was sie
zutage fördert, hat zu geringen Allgemeinwert und kann auch in
falscher Gliedhaftigkeit erscheinen.
Daran schließen sich mannigfache Folgen, deren allerwichtigste
wir nun in aller Kürze zu kennzeichnen haben.
1
1. Das An- und Nachempfundene
a .
Ä s t h e t e n t u m
Als die geringste Schwäche der Eingebung dürfen wir das An- und
Nachempfundene bezeichnen, das ist die von anderen a n g e -
r e g t e Eingebung. Das Schöne, das sich hieraus ergibt, kann wohl
echt sein, läßt aber die Tiefe und Ursprünglichkeit vermissen.
Neben echt Gemeintem und wirklich Echtem kann sich daher in
solchen Fällen auch Geflunker und Unechtes breitmachen. In diesem
Falle sprechen wir von Ä s t h e t e n t u m , welches demnach als