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des Nichtseinsollenden in nichts die N i c h t i g k e i t d e s

E n d l i c h e n , D i e s s e i t i g e n i n E r s c h e i n u n g t r i t t .

Hierin liegt ein Hinweis auf die Rückverbundenheit.

Nach dieser Begriffsbestimmung ist nun die Frage, welche uns

zu beschäftigen hat: Kann das Lächerliche herrschen? Das heißt,

anders gesagt:

b.

Ist das L u s t s p i e l e i n e s e l b s t ä n d i g e K u n s t g a t t u n g ?

Die Denkaufgabe, welche das Lächerliche und seine Abwandlun-

gen: Humor, Spott, Scherz, Witz der Kunstphilosophie stellen, ist

unseres Erachtens ausschließlich die, in welchem Maße sie verall-

gemeinerbar sind, demnach eine Kunstgattung beherrschen können?

Gibt es eine Kunst des Lächerlichen und Humoristischen in glei-

cher Weise, wie es eine solche des Tragischen gibt?

Das ist die große Frage.

Wir verneinen sie!

Das Lächerliche hat nicht dieselbe Stellung im Organismus der

Abarten des Schönen oder sogenannter ästhetischer Kategorien wie

das Tragische und Erhabene. Man kann daher das Lächerliche dem

Tragischen und Tragisch-Frohlockenden nicht einfach zur Seite stel-

len! Es g i b t w o h l d i e T r a g ö d i e , n i c h t a b e r d a s

L u s t s p i e l a l s e i g e n e K u n s t g a t t u n g .

Der Grund liegt darin, daß die Tragödie vom Grundzuge der

Wirklichkeit ausgeht. Dieser ist ernst, ja bedrohlich bis zur äußer-

sten Gefährdung des Sinnes unseres Lebens. Wir müssen den Sinn

unseres Lebens in der Überwelt verankert finden, um im Unter-

gange oder Frohlocken des letzten Sieges das Leben zu bejahen:

„Fest steht dies alles und heilig.“ Diese Worte, mit denen Sophokles

seinen „Ödipus auf Kolonnos“ endet, stehen als Leitspruch über der

gesamten hohen Kunst und verweisen auf die Überwelt.

Dagegen kann niemand behaupten, daß sich der Ernst und die

innere Gefährdung des Lebens, kurz das Nichtseinsollende, plötz-

lich in nichts und dadurch in Wohlgefallen auflösen, so daß wir dar-

über nur zu lachen brauchten.