383
Sinnesempfindung (die wieder an das Sinnesorgan als an eine Vor-
bedingung gebunden ist). Nicht das Stofflich-Verräumlichte der Na-
tur, nur das Unverräumlichte, Geistartige, ihr intelligibler Wesens-
grund, ihre immaterielle Wurzel ist es, die dem Geiste erreichbar
wird.
Auf dieser Grundlage allein löst sich das Wunder der Hingeord-
netheit der Natur zum Geiste, der höheren Einheit beider und
damit auch das Wunder der Wirtlichkeit der Natur für das sinn-
lich-leibliche Leben des Menschen.
Auch Goethe feierte dieses Wunder und sprach es auf vielfältige
Weise aus; am klarsten vielleicht in den Worten:
Ist nicht Kern der Natur
Menschen im Herzen?
Wie sollte das aber anders möglich und denkbar sein als auf imma-
terielle Weise?
Nur wenn das Immaterielle, der „Kern der Natur“ auch in Herz
und Geist des Menschen wohnt, dann und dann allein ist auch jenes
hohe Wunder, welches wir in der M a g i e vor uns sehen, mög-
lich, unserem Begreifen erschwinglich!
Gleichwie wir in der Liebe eine unmittelbare Anteilnahme am
Geiste des Anderen jederzeit in uns selbst erfahren; gleichwie wir
in allen Erscheinungen, welche man Suggestion, Hypnose, seelischen
Magnetismus nennt, ebenfalls eine unmittelbare Anteilnahme,
gleichsam Berührung des einen Geistes mit dem anderen beobach-
ten können; ebenso ist, das behaupten wir, eine solche unmittel-
bare Berührung, Suggestion, Hypnose des inneren, intelligiblen
Wesensgrundes der Natur, ihrer immateriellen Wurzeln möglich!
Damit ahnen wir das Wunder, das uns in der Magie entgegen-
tritt. Es liegt außerhalb des gewöhnlichen Verlaufes des Natur-
geschehens und ist doch nicht außerhalb des Bereiches aller Mög-
lichkeiten. Die gewöhnlichen, durch ihre B e s t ä n d i g k e i t ma-
thematisch bestimmt anmutenden Aktionen der immateriellen
Wesenheiten der Natur können durch die außerordentlichen An-
r e g u n g e n , welche sie von dem gleichsam sie hypnotisierenden
Magier erfahren, auch zu außerordentlichen Aktionen aufgereizt
werden. (Man denke nur an die so vielfach bezeugte, im Leben der