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innere Wahrheit eines ästhetischen Systems ist

1

.“ Und so wurde

denn auch, seit es eine Ästhetik gibt, immer wieder versucht, den

Reigen der Künste vorzuführen.

Man kann freilich sagen: diese Aufgabe ist bisher keiner Kunst-

philosophie, auch nicht der Hegels und Schellings, wirklich gelun-

gen, wenngleich letzterer mit der ihm eigenen begrifflichen Kühn-

heit zu einer großen Lösung ansetzt, dann aber leider z. T. in eine

Untergliederung abgleitet. Sonderbarer Weise nimmt Spann diesen

Versuch Schellings nicht in die Darstellung der Lehrgeschichte auf,

die, wie er betont, uns schon die ganze Schwierigkeit der Denk-

aufgabe zeigt, welche sich hier bietet.

2

Spann

3

geht von der Eingebung aus und sagt, es komme alles

darauf an, zu erkennen, inwieferne die Gestaltung das Geistige des

Eingebungsinhaltes zu erfassen vermöge. Die Künste sind nach dem

G r a d e d e r G e i s t i g k e i t , mit welcher sie die Eingebung

wiedergeben, einzuteilen

4

. Damit ist zugleich aller Naturalismus

überwunden, der darin lag, daß vielfach primär die Sinnesorgane,

also Auge und Ohr, zum Einteilungsprinzip genommen worden

sind. Spann unterscheidet:

1.

die Dichtkunst als die Kunst höchsten Geistesgehaltes,

2.

die Tonkunst als die Kunst höchsten Seelengehaltes,

3.

die bildenden Künste als die Künste höchsten Naturgehaltes.

Grundsätzlich erscheint damit die Aufgabe gelöst und eine klare,

vom Geistigen her gewonnene Einteilung gefunden. Diese ist da-

durch freilich auch erschöpft, und wir verstehen, wenn Riehl in

seinem kurzen, bruchstückhaften Entwurf zu einem Nachwort ein-

wendet, daß eine Einteilung der bildenden Künste fehlt.

In jeder großen neuen Lehre und ihrem System muß mehr ent-

halten sein, als der Schöpfer selbst aus ihm zunächst herausholt.

Und wir glauben, daß die Ganzheitslehre uns eine eindeutige und

zugleich erschöpfende Einteilung der Künste beinahe zum Greifen

anbietet, die sich dem von Spann gegebenen Rahmen durchaus

einfügt. Spann erklärt, „daß die Denkaufgabe der Einteilung der

W i s s e n s c h a f t e n jener der Einteilung der K ü n s t e

1

Siehe oben S.

2

Siehe oben S.

3

Siehe oben S.

4

Siehe oben S.