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in einen Zweckzusammenhang zu stellen statt in einen exakten Ge-

setzeszusammenhang.

Der Sammler:

Die Räume, Zeiten, Naturgesetze zugegeben. Mit den Folge-

rungen daraus steht es aber nicht so einfach, wie du behauptest.

Indem wir die Natur denken und uns selbst denken, entziehen

wir uns ihrer äußeren Größe.

Der Zerstreuer:

Geh, ich bitte dich, genau auf die von mir angegebenen Punkte

ein, bleibe nicht in Allgemeinheiten stecken!

Der Sammler:

Also Schritt für Schritt!

Die bloß mengenhafte Unermeßlichkeit der Räume und Zeiten

in der Natur und die Winzigkeit der Erde würde den Menschen

nur dann vernichten, wenn er ebenfalls nur Menge, nur zahlen-

mäßige Größe, wenn er ganz und gar ein Gebilde der Natur wäre.

Es wird sich zeigen, daß er das nicht ist.

Bloße Menge hat keine innere Würde. Um die Natur groß zu

finden, müssen wir sie innerlich fassen — also gerade in ihrer Äußer-

lichkeit beiseite lassen.

Wohl bietet sich unseren Augen in Gebirgen und Wäldern, in

Himmelsräumen und Sternenwelten ein ungeheurer, ein erhabener

Anblick dar. Aber wodurch? Nicht durch das Unermeßliche der

Menge und der Zahl nach! Vielmehr gerade dadurch, daß wir die

bloß äußerliche, mengenhafte Auffassung, das heißt also die mecha-

nisch-mathematische Betrachtungsweise, dabei aufgeben und die

Natur wie ein Ganzes, wie ein beseeltes Wesen nehmen. Da erst

fühlen wir das Erhabene des Sternenhimmels, die heilige Gewalt

der Sonne, das stille In-sich-Versunkensein der Bergeinsamkeit.

Wir fühlen uns dann von der Natur nicht vernichtet, sondern ihr

befreundet.

Nur wenn wir uns das Blinde, Tote, Mechanische der Natur-

kräfte vorstellen, sehen wir uns ohnmächtig, als ein Sandkorn im

Meere, klein, vergänglich, die Erde winzig, alles Geschehen un-

verbrüchlich determiniert. Aber als Vernunftwesen genommen,

welches über die Natur nachdenkt, finden wir uns ihr hoch über-