Pantheistisches Zwischenspiel
Der Zerstreuer:
Immerhin, da du einmal von der Unterstellung einer beseelten
Natur sprichst, laß uns unseren Gedankengang kurz unterbrechen,
sozusagen ein pantheistisches Zwischenspiel einschalten und diese
Möglichkeit prüfen. Sie scheint irgendwie in der Mitte zwischen uns
beiden zu liegen.
Bekanntlich verwirft der Pantheismus die mechanistische Natur-
auffassung; er sieht vielmehr die Natur, das ganze All, als beseeltes
Wesen an, und diese Naturseele ist ihm Gott selbst. Er behauptet
die reine Immanenz Gottes, der Naturseele, im All.
Da ist es nun lehrreich zu sehen, daß er dennoch weder dem
Menschen noch einem anderen Naturwesen individuelle Unsterblich-
keit zuerkennen könne. Denn alles, was wir kennen, so sagt auch er,
vergeht (denn auch die Einzelseele müßte dann nach dem Tode
in der Allseele, Gott, verrinnen). Auch der Pantheismus sieht also
nirgends eine Bürgschaft für die Dauer seelischer Wesen — nicht
nur die stofflich-mathematische Naturauffassung, wie du behauptest.
Der Sammler:
Du hast mich allerdings mißverstanden, denn ich berief mich
keineswegs auf die pantheistische Naturauffassung. Dennoch wird
die Abschweifung zum Pantheismus klärend wirken. Doch be-
schränken wir uns auf seine Stellung zur Unsterblichkeit.
Der Zerstreuer:
Einverstanden.
Der Sammler:
Der entscheidende Punkt scheint mir, daß die pantheistische Na-
turauffassung in sich nichts Einheitliches sei. Sie beruht wohl auf
tiefen, herrlichen Eindrücken vom Wesen der Natur, aber sie führt
das Wahre daran nicht durch, sondern ist verworren — und schwimmt
trotz scheinbaren Gegensatzes mit dem Strome der Zeit.