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chene analytische Beweis sein, sondern bloß eine Vorbemerkung.

Du brauchst auch diese Gedanken des Meisters noch nicht anzu-

nehmen, nur als Zeugnis, wie hoch er den Menschen stellt, laß sie

mich anführen. Wenn der Mensch bei sich ist, belehrt uns Eckehart,

ruht er von allen Dingen. Warum? —we il er denkt! Der Geist

denkt die Dinge, im Denken sind sie ihm bloße Objekte, insofern

steht er gewiß über ihnen. Denkt nun der Geist sich selbst, so kehrt

er sich von seinen äußeren Objekten ab, er ruht von ihnen. Und nun

das Wichtigste: Du kannst diesen Satz nicht umkehren und sagen:

Wenn die Dinge „bei sich sind”, „ruhen” sie vom Menschen.

Warum? — weil sie nicht auf einer Stufe mit dem Menschen stehen,

weil sie den Menschen nicht zu denken, ihn nicht zum Objekte

zu machen vermögen; weil sie auch sich selbst nicht zu denken

vermögen, kein Bewußtsein und Selbstbewußtsein haben.

In dieser Hinsicht erweist sich also der Satz Eckeharts unwider-

legbar und als rein analytischer Befund: Wenn der Mensch sich

selbst erkennt, ruht er von allen Dingen; er ist dann bei sich, er

läßt dann die Dinge hinter sich.

Die hohe Würde des Menschen zeigt dir ein Vergleich mit der

Natur gerade dann, wenn du diese im Sinne der Physik bloß nach

Mengen und Größen, also mathematisch auffassest. Die Natur bloß

in ihrer Äußerlichkeit aufgefaßt, zeigt keine innere Größe, denn

sie ist dann nur ein Inbegriff blinder Veränderungen.

Der Zerstreuer:

Laß diese Allgemeinheiten! Es gilt, die Sache konkreter, exakter

zu fassen. Wie kommst du über die menschliche Nichtigkeit hinweg,

die uns die Naturwissenschaft lehrt? — so besonders über:

die Unermeßlichkeit der Räume und Zeiten im All;

die Winzigkeit unserer Erde;

die Determiniertheit alles Geschehens durch unerbittliche Gesetze,

deren so viele schon mathematisch genau gefaßt sind; ferner, daraus

folgend,

die Hinfälligkeit, Vergänglichkeit aller Naturerscheinungen nach

eben diesen mathematischen Gesetzen;

daher auch des Menschen als eines Naturwesens!?

Das alles steht im Gegensatze zu jeder naiv vermenschlichenden,

sogenannten „anthropomorphen” Betrachtung des Weltgeschehens.

Es ist naiv, menschliche Gefühle in die Natur zu legen, sie an

die Stelle der Naturgesetze zu setzen und dadurch den Menschen

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