Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8520 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8520 / 9133 Next Page
Page Background

24

Gott der Welt nur immanent, so geht er in ihr unter. Denn die Welt

ist dann seine Selbstzerteilung, und was bliebe von ihm selbst, dem

Geiste oder Gotte, dann noch übrig? Wo alles Gott ist, ist nichts

mehr Gott, wo alles Geist, nichts mehr Geist — das ist es, mein

Freund!

Außerdem: Das Böse der Welt fiele auf Gott zurück und manches

andere mehr.

Wenn andererseits den Pantheisten die Form der „Persönlichkeit”

nicht genügt, so steht nichts im Wege, daß sie es „überpersönlich”

oder „urpersönlich” nennen. Worauf es ankommt, ist nur, dieses

„Persönliche”, „Ur-” oder „Überpersönliche” nicht mit der Welt

gleichzusetzen, es nicht sozusagen als homogenen Seelenstoff, etwa

wie Wasser im Schwamme, nämlich unpersönlich, zu denken.

Und das führt uns zurück zu dem Urfehler: In Wahrheit beruht

der Einwand, Persönlichkeit sei eine Beschränkung, die dem Göttli-

chen nicht zukomme, auf einem grundfalschen Begriffe von Persön-

lichkeit !

Wer je in das Rätsel der Seele eindrang, weiß, Persönlichkeit

bedeutet nicht Beschränkung; vielmehr ist es allein Persönlichkeit,

welche Beschränkung aufhebt.

Der Zerstreuer:

Das wird vielen paradox klingen.

Der Sammler:

Und doch ist es eine Einsicht, die befreit und beseligt, die jeder,

der sie errang, wie eine heilige Flamme hütet. Warum klingt sie

heute paradox? — aus materialistischer Denkart! Persönlichkeit

bedeutet Ichheit, und Ichheit allein ist jener Punkt, wo der Geist

zu sich selbst kommt, sich selbst innerlich wird!

Ich nahm mir vor, das erst später gründlich mit dir zu besprechen.

Erlaube, daß ich dabei bleibe. Für jetzt möge dieser nachdrückliche

Hinweis genügen.

Der Zerstreuer:

Es ist aber ein für die Beurteilung des Pantheismus wichtiger

Punkt.

Der Sammler:

Das Wesentliche ist auch jetzt schon klar, nämlich daß Persön-

lichkeit eine Selbstverinnerlichung, ein Innewerden, also Wissen

seiner selbst sei; damit aber, weil Wissen innerlich befreit — denn