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Gott der Welt nur immanent, so geht er in ihr unter. Denn die Welt
ist dann seine Selbstzerteilung, und was bliebe von ihm selbst, dem
Geiste oder Gotte, dann noch übrig? Wo alles Gott ist, ist nichts
mehr Gott, wo alles Geist, nichts mehr Geist — das ist es, mein
Freund!
Außerdem: Das Böse der Welt fiele auf Gott zurück und manches
andere mehr.
Wenn andererseits den Pantheisten die Form der „Persönlichkeit”
nicht genügt, so steht nichts im Wege, daß sie es „überpersönlich”
oder „urpersönlich” nennen. Worauf es ankommt, ist nur, dieses
„Persönliche”, „Ur-” oder „Überpersönliche” nicht mit der Welt
gleichzusetzen, es nicht sozusagen als homogenen Seelenstoff, etwa
wie Wasser im Schwamme, nämlich unpersönlich, zu denken.
Und das führt uns zurück zu dem Urfehler: In Wahrheit beruht
der Einwand, Persönlichkeit sei eine Beschränkung, die dem Göttli-
chen nicht zukomme, auf einem grundfalschen Begriffe von Persön-
lichkeit !
Wer je in das Rätsel der Seele eindrang, weiß, Persönlichkeit
bedeutet nicht Beschränkung; vielmehr ist es allein Persönlichkeit,
welche Beschränkung aufhebt.
Der Zerstreuer:
Das wird vielen paradox klingen.
Der Sammler:
Und doch ist es eine Einsicht, die befreit und beseligt, die jeder,
der sie errang, wie eine heilige Flamme hütet. Warum klingt sie
heute paradox? — aus materialistischer Denkart! Persönlichkeit
bedeutet Ichheit, und Ichheit allein ist jener Punkt, wo der Geist
zu sich selbst kommt, sich selbst innerlich wird!
Ich nahm mir vor, das erst später gründlich mit dir zu besprechen.
Erlaube, daß ich dabei bleibe. Für jetzt möge dieser nachdrückliche
Hinweis genügen.
Der Zerstreuer:
Es ist aber ein für die Beurteilung des Pantheismus wichtiger
Punkt.
Der Sammler:
Das Wesentliche ist auch jetzt schon klar, nämlich daß Persön-
lichkeit eine Selbstverinnerlichung, ein Innewerden, also Wissen
seiner selbst sei; damit aber, weil Wissen innerlich befreit — denn