Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8523 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8523 / 9133 Next Page
Page Background

27

engen Panzer eingeschlossen ist, du nämlich in deinen starren Gegen-

satz einer mechanistischen Naturauffassung und einer reinen Gei-

stesauffassung oder, allgemeiner gesagt, des Materialismus und

Idealismus — ein Gegensatz, der dich unfähig machte, auf seine

Ansicht einzugehen?

Der Sammler:

Im Gegenteile, gerade weil ich seiner Ansicht auf den Grund

gehe, erkenne ich in ihm das Eklektische, Zusammengewürfelte.

Alles, was ich einräumen könnte, wäre, daß in den höchsten eksta-

tischen Zuständen ein Übermächtiges, Einheitliches, Ununterscheid-

bares erfahren wird, von dem die Mystiker wohl auch in pantheistisch

klingenden Wendungen stammeln. Das wird dann begrifflich miß-

deutet. Wenn es aber in einer altindischen Upanischad heißt:

„Er [der Verstorbene] geht ein in das höchste Licht und tritt hervor

in eigener Gestalt”,

so ist das ein Beispiel, wie der denkende Mystiker seine inneren

Erfahrungen versteht: Er gibt sich von der ewigen Wurzel des

persönlichen Geistes Rechenschaft.

Der Pantheismus hat die echte Mystik so sehr verkannt, den wahren

Begriff des Geistes so sehr verloren, daß er schließlich in stoffliches

Denken verfällt. Kurz, der Pantheist hält seinen Standpunkt mit

Unrecht für ein echtes Drittes neben Materialismus und Idea-

lismus.

Der Zerstreuer:

Es scheint in der Tat unerfindlich, wie der Pantheist die Transzen-

denz retten soll. Wenn Gott zur Allseele wird und unpersönlich

ist, wie soll er dann noch darüber hinaus Gott sein? — Das ist, wenn

ich dich recht verstehe, der Kern deines Einwandes. Doch geh noch,

ich bitte dich, auf das ein, was uns jetzt allein angeht: daß dem

Pantheismus auch das Geistig-Seelische vergänglich sei. Obwohl

er die Natur seelenhaft auffaßt, findet er in ihr alles Einzelne ver-

gänglich, daher auch den Menschen. Nur die Gesamtseele, der

Allgeist bleibt bestehen.

Der Sammler:

Ich sagte ja schon, woher das kommt. Der Pantheist faßt das

Seelische fälschlich nach Art einer Naturkraft, wie etwa Wärme

und Elektrizität, also freilich unpersönlich — kein Wunder, daß es

ihm vergänglich erscheint!