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Der Sammler:
Gewiß. Und nun das Entscheidende: indem die Welt als Selbstver-
wirklichung Gottes betrachtet oder, anders gesagt, indem das Über-
weltliche weltlich wird, ist es freilich unpersönlich-naturhaft! Es
fiel uns ja schon in unserer Jugend auf, daß ein Wille, der nicht
weiß, was er will, da er blind ist, kein Wille mehr sei. Er sinkt zur
bloßen Naturkraft herab.
Der Zerstreuer:
Seltsam, wie ein Mann in dieselben Widersprüche, die er verur-
teilt, so offensichtlich verfällt.
Der Sammler:
Man muß das Düstere und Krankhafte in der Person wie Lehre
Schopenhauers zu erkennen den Mut finden. Leicht ist das nicht,
denn es verbirgt sich hinter Genieblitzen und blendender Stilkunst.
Wie schrecklich, daß diese krankhafte atheistische Lehre ein halbes
Jahrhundert hindurch in der deutschen Bildung eine so große Rolle
spielte! Der „blinde Wille” verschlingt seine Geburten wieder,
und so war es freilich mit der Unsterblichkeit aus.
Der Zerstreuer:
Ich muß dir mindestens so weit rechtgeben, daß Schopenhauer kein
Zeuge für die Haltbarkeit der pantheistischen Weltauffassung sein könne.
Der Sammler:
Es zeigt sich, daß nicht nur der unverhüllte Pantheismus, der
einfach Gott in der Welt sich selbst zerteilen und aufgehen läßt,
einer scharfen Kritik, wie sie Schopenhauer am Beispiele der Neger-
sklaven übt, zu unterziehen sei; sondern nicht minder auch ein
verfeinerter, der sein absolutes, an sich seiendes Urwesen anders
bestimmt, so Schopenhauer als „blinden Willen”.
Du siehst, die Verneinung der Unsterblichkeit durch den Pan-
theismus ist ohne Gewicht.
Der Zerstreuer:
Der pantheistisch denkende Mensch von heute pflegt sich aber
gar nicht auf Spinoza oder Schopenhauer festzulegen.
Der Sammler:
Das hilft ihm nichts. Denn entscheidend ist nur, ob er denselben
grundsätzlichen Denkfehler mache, nämlich den Geist in einem
unpersönlichen Allgeist aufgehen zu lassen.
Also zum letzten Male: Ein Wassertropfen, selber unpersönlich,