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verschwimmt im Ozean, in Gott, der unpersönlich gedacht wird.
Wie sollte aber ein Wassertropfen in einem Persönlichen ver-
schwimmen ? — wie, wenn der Ozean persönlich, als persönlicher
Gottesgeist, z. B. Poseidon, gedacht wird ? — wie, wenn auch der
Tropfen persönlich, als persönlicher Geist des Menschen, gedacht
wird? — Dann ist von einem „Verschwimmen” keine Rede mehr,
dann ist der pantheistische Denkfehler vermieden, Persönliches bleibt
im Persönlichen erhalten.
Der Zerstreuer:
Daß Persönliches nicht in Persönlichem verschwimmen könne,
ist allerdings zwingend.
Alles überdacht, sehe ich nicht, wie man deinen Folgerungen
entgehen könnte; aber nur, falls du jenen fundamentalen Unterschied
von Geist und Stoff, auf den du dich berufst, näher nachweisest.
Darauf brenne ich nach deinem Präludium.
Der Sammler:
Daran soll es später nicht fehlen, doch erlaubst du, daß wir jetzt
den Gang des Gespräches festhalten.
Der Zerstreuer:
Gestehe aber, daß die Natur beseelt, vergöttlicht zu denken,
jedenfalls ein Gefühl der Größe und Wahrheit an sich habe.
Der Sammler:
Gewiß. Wie denn auch jede hohe Philosophie mit einem Tropfen
pantheistischen Öls gesalbt ist; daher, wie Krause sagte, „Panen-
theismus”, All-in-Gott-Lehre (nicht Allgottlehre) ist, so z. B. der
Platonismus oder die sogenannte scholastische Konkurslehre. Aber
fruchtbar ist jenes große Gefühl nur, wenn der Geist als solcher
festgehalten wird. Als solcher festgehalten, kann er nur beständig
gedacht werden und von unverderblicher Wurzel.
Der Zerstreuer:
Beenden wir das Zwischenspiel!
Der Sammler:
Gut, wir haben doch etwas davongetragen: Beiden Standpunkten,
dem materialistischen, der alles in Physik auflösen möchte, ebenso
wie dem pantheistischen, der Gott und Welt vermengt, liegt zu aller-
letzt die gleiche Skepsis zugrunde, jene Skepsis, die in der Unkenntnis
des menschlichen Geistes ihren Grund hat.