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In der räumlichen Naturordnung sind wir Menschen verschwindend

klein; in der Geistesordnung sind wir durch die Tat des Gedankens,

welche sich die Natur zum Gegenstande macht, unendlich groß,

sind wir sogar eine eigene Welt in uns selbst, eine Welt, welche in

sich selbst gründet und die äußere Welt so ungeheuer überhöht,

daß sie, indem sie sie denkt, sie erkennt, in sich zu befassen vermag.

Die Natur, als Raum und Stoff genommen, muß uns zermalmen.

Nehmen wir uns selbst aber innerlich, als Geist, dann ist sie uns

nur äußerlich überlegen; sie kann auf unsere Gedanken nicht ant-

worten, unsere Gefühle nicht erwidern, unserer Liebe nicht entge-

genkommen. Sie ist ärmer als der Ärmste von uns und an unserm

Maßstabe gemessen so stumpf, daß man sie nicht einmal bemitleiden

kann. Denn wer könnte mit einem Steine klagen?

Der innere Reichtum des menschlichen Gemütes wird an diesem

Vergleiche offenbar.

Nun habe ich, wie ich hoffe, mein Versprechen eingelöst: Es ist

ein streng analytischer Befund, ein Befund aus der Analysis des

Geistes wie des Stoffes, eine nüchterne, keineswegs „schwärmeri-

sche”, „überschwengliche” Erkenntnis, wenn wir zu dem Ergebnisse

kamen: Raum ist nichts gegen den Geist.

Der Zerstreuer:

Und doch, unserer Geist ist an den Leib gebunden — diese Wahr-

heit ist das Banner meines Sieges!

Der Sammler:

Das ist für die eigene Wesensart des Geistes nicht entscheidend:

In seiner Innerlichkeit ist der Geist überräumlich! Durch Lieben,

Denken, Gestalten, Wollen ist unser Geist in sich selbst ein Mikro-

kosmos, eine Kleinwelt. Was aber eine Welt in sich selbst ist, eine

Welt in der Welt, ein in sich gegründetes Leben, das ist eine Einheit

des Verschiedenen, eine überräumliche Einheit. Darum kann der

Mensch in einem einzigen Gedanken über ungemessene Welten

hinwegeilen, sie in sich befassen. Was der Gedanke ergreift, macht

er zum Gegenstande seiner Erkenntnis, und wäre es der Sirius.

Bedenke, wie schwer das Wort „überräumlich” wiegt: Die äußere

Natur wird dem Menschen, indem er sie geistig erfaßt, ihrer Wir-

kungsweise, ihrem Wesensgehalte und ihrem Bildungsgesetze nach

gegenwärtig. Siriusfernen sind in seinem Gedanken enthalten, also

„gedacht”, also verinnerlicht — enträumlicht!

Der Geist ist

überräumlich

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